Gabriele Großhans

Gabriele Großhans

Bernsteinfieber an der Mandau

Von Jan Lange

Ein Filmteam hat im Hainewalder Schloss Hohlräume entdeckt. Nun gibt es viele Gerüchte. Auch über das legendäre Bernsteinzimmer.

So recht glauben mag man die Geschichte nicht: Das legendäre Bernsteinzimmer, das Ende des Zweiten Weltkrieges aus Königsberg (Ostpreußen) verschwand, soll im Hainewalder Schloss versteckt sein. Zumindest tuscheln dies derzeit viele Einwohner des Ortes. Erst bei der jüngsten Feuerwehrversammlung am Dienstag war es wieder das Gesprächsthema Nummer eins. Angeregt werden die Gerüchte durch ein Filmteam, das in den vergangenen Wochen im Schloss zu Gange war.

Hohlraum wird gebraucht

Offiziell drehte die Firma Pele TV eine Dokumentation über vergessene Schlösser. Doch allein beim Drehen blieb es nicht, es wurde auch gebohrt. Aus gutem Grund, wie Lars Pechtel, der Chef des Film-unternehmens, erklärt: „Wir brauchen einen Hohlraum, mussten deshalb Löcher bohren.“ Mit den Arbeiten beauftragten die Filmer eine Berliner Firma, die sich – so versichert Pechtel – mit historischen Gebäuden auskennt.

Die Gemeinde Großschönau, die Besitzer des Schlosses ist, wurde von den Maßnahmen überrascht, duldete sie aber am Ende. Schließlich konnte dabei gleich der Untergrund unter dem Hauptteil des alten Gebäude untersucht werden – für die geplante Sanierung des Ostflügels enorm wichtig.

Den inzwischen ausgelaufenen Nutzungsvertrag mit der Filmfirma will die Gemeinde nun verlängern, da das Drehteam „nicht ausschließen könne, dass nichts ist“. Eine Aussage, die nicht viel Licht in die merkwürdige Geschichte bringt. Ebenso wie die Bestätigung von Lars Pechtel, dass man Hohlräume gefunden habe, die es eigentlich nicht geben sollte. Diese konnten aber bislang nicht geöffnet werden – dafür ist eine Genehmigung der Landesdenkmalschutzbehörde notwendig. Und die liegt der Filmcrew bislang noch nicht vor.

Deshalb muss sie jetzt eine eineinhalbwöchige Zwangspause einlegen. „Das nervt“, gibt Pechtel zu. Hinter seinem Eifer, unbedingt weiterzubohren, scheint doch mehr zu stecken, als nur einen einfachen Hohlraum zu finden. Indirekt bestätigen dies auch die verantwortlichen Lokalpolitiker. Und tatsächlich will der Filmproduzent nicht 100-prozentig ausschließen, dass vielleicht sogar das berühmte Bernsteinzimmer oder nur Teile davon gefunden werden. Deshalb soll dies sicherheitshalber in den neuen Vertrag mit aufgenommen werden. „Es kann natürlich auch nur eine Sickergrube sein“, wiegelt Pechtel ab. Leidtragender der sich hinziehenden Suche nach „Hohlräumen“ ist der Schlossförderverein, der die vor zwei Wochen geplante Führung durchs Schloss absagen musste. Die Gemeinde Großschönau hat nämlich den Vertrag mit dem Verein zurzeit „ausgesetzt“. Lars Pechtel, der Verständnis für den Förderverein hat, will sich beim Großschönauer Bürgermeister Frank Peuker dafür einsetzen, dass der Vertrag wieder „aktiviert“ wird. Zumindest so lange, bis sein Team wieder dreht. Die Aufnahmen sollen schließlich ohne Störungen gemacht werden.

Kein neues Thema

Ganz neu ist das Thema Bernsteinzimmer in Hainewalde nicht. Bereits Mitte der 90er Jahre wurde in dem Ort über den verschwundenen Kulturschatz diskutiert. Damals gab es darüber sogar einen schriftlichen Austausch zwischen dem Bürgermeister und der Landesregierung in Dresden. Über das Gerede jener Zeit informierte Hainewaldes Gemeindechef Jürgen Walther auch die Firma Pele TV. Mehr aus Spaß, wie er selber sagt.

Auf ein Wort

Quelle: sz-online.de 09.08.2007

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