Liebe Hainewalder, liebe Leser des Nachrichtenblattes,

Gemeindeblatt vom 16. November 2012

Klaus Friedrich vom Metallbau Häber baut mit seinem Kolle- gen das neue Buswartehäuschen gegenüber dem Gemeindeamt auf. Ich denke, das kleine freundliche Bauwerk passt in unseren schönen Ort und besonders an diese Stelle mit der neuen Stützmauer. Foto: Jürgen Walther

Klaus Friedrich vom Metallbau Häber baut mit seinem Kolle- gen das neue Buswartehäuschen gegenüber dem Gemeindeamt auf. Ich denke, das kleine freundliche Bauwerk passt in unseren schönen Ort und besonders an diese Stelle mit der neuen Stützmauer. Foto: Jürgen Walther

man hätte es ahnen können; nach der Flut 2010, den damit entstandenen enormen Schäden in der Infrastruktur und den planmäßigen Investitionen, musste es irgendwann zum Kollaps kommen.

Nicht finanziell, denn fast ausnahmslos wurde die Beseitigung der Flutschäden vom Freistaat großzügig gefördert. Gleichzeitig haben wir über die ILE-Förderung zahlreiche Projekte umgesetzt, wobei die Umgestaltung der Kindertagesstätte ‘Mandauspatzen’ mit dem attraktiven Bewegungsraum wohl das bekannteste Objekt ist. Wie sagte doch mein Bürgermeisterkollege aus Mittelherwigsdorf nach einer Besichtigung sinngemäß: Der Hainewalder Kindergarten sollte ich seinen Kindergärtnerinnen besser nicht zeigen, sonst würden sie unzufrieden werden …

Nach der Kita haben wir uns die Turn-und Festhalle für 2012 vorgenommen, mit einer umfangreichen Außensanierung – von neuen wärmegedämmten Türen und Fenstern, einem freundlichen wetterfesten Anstrich bis zu einem neuen Dach auf dem Anbau. Innen wurden zwangsläufig neue Fluchtwege angelegt und das leidige Thema Brandschutz einer wesentlichen Verbesserung zugeführt. Gleichzeitig wurden die Voraussetzungen für eine „Großküche“ geschaffen, die es dem künftigen Betreiber erlaubt, bis zu 500 Essen für unsere und andere Kindereinrichtungen (auch Schulen!) täglich zuzubereiten. Man muss wissen, dass die Nutzung der Halle bereits bisher aufgrund nicht vorschriftsmäßiger Sicherheit bereits nur über Ausnahmeregelungen möglich war. Wer hätte es verantworten wollen, wenn die Bauaufsicht die Halle wegen der zahlreichen Mängel gesperrt hätte? So kam uns der positive Bescheid zur Rekonstruktion der Turn- und Festhalle über die ILE-Förderung vor einem Jahr gerade Recht.

Die andere Seite der Medaille

Das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille, denn gleichzeitig mussten 2012 die bewilligten Hochwassermaßnahmen termingerecht abgearbeitet werden. Dahinter verbirgt sich ein ungeheurer Organisations- und Verwaltungsaufwand. Nur wer das Prozedere bei geförderten Projekten kennt, weiß wovon ich rede: Antragstellung, Grobplanung, Angebote für Kostenschätzung einholen, Feinplanung, Ausschreibungen, Prüfung und Auswertung der Angebote, Vergabe mit Ablaufplan, Umsetzung, Bauberatungen, Abnahmen, Abrechnung…
Dazwischen baubedingte Änderungen, Kontrollen durch die zuständigen Behörden. Ein Wust von Vorschriften ist bei jedem Schritt zu beachten und wehe, wenn noch EU-Mittel im Spiel sind, dann erreicht der Regulierungs- und Vorschriftenwahn den absoluten Höhepunkt. Es prüft der Planer, es prüft die Verwaltung, es prüft die Vergabestelle beim Landkreis und die wird wiederum von der Landesbehörde oder der Sächsischen Aufbaubank geprüft. Meines Wissens ist dann die EU der letzte Prüfer.

Auf den Kollegen in der zahlenmäßig schwach besetzten Bauverwaltung in Großschönau liegt also ein riesiger Berg Arbeit und eine enorme Verantwortung – auch für die Projekte in Hainewalde.

Hochwassermaßnahmen, Turn- und Festhalle und dazu eine Anzahl kleinerer, aber nicht minder aufwendiger Projekte, führen dieses Jahr dazu, dass nicht alle für 2012 geplanten Vorhaben abgearbeitet werden können. Dazu zählen die Brücke am Aueweg, die Beleuchtung an der Talstraße, die Flutschadensbeseitigung im Gemeindeamt und am Spielplatz Felsenkeller.

Weil jetzt selbst im Gemeinderat Kritik an der „Planerfüllung“ aufkommt, könnte man sich die Frage stellen, ob wir – ein Ingenieur und ich – in der hektischen Woche nach der Flut 2010 zu viele Flutschäden erkannt und gemeldet haben. Hätten wir die Augen zudrücken sollen, weil viele Schäden viel zusätzliche Arbeit bedeuten?

Gewiss sind viele beseitigte Flutschäden im Ergebnis in einem weit besseren Zustand als vorher. Das sichtbarste Resultat ist wohl der tolle Kunstrasenplatz für unseren Fußballverein, den andere gern hätten. Aber alles war und ist nur mit einem Riesenaufwand zu bewerkstelligen. Wir müssen nun auf den Prüfstand stellen, ob die Realisierung von Hochwassermaßnahmen, wie der Ersatzneubau für „Schulzens Steg“ und den „Papiermühlsteg“, noch gewünscht werden, wobei die Genehmigungsfähigkeit für „Schulzens Steg“ aufgrund der neuen wasserrechtlichen Bestimmungen sehr in Frage gestellt ist. Die Verwaltung benötigt ein Votum, der den Willen der Hainewalder klar definiert, aber auch Verständnis dafür, dass der gewaltige Verwaltungsaufwand erheblich Zeit und Nerven kostet und dass bei den vielen Klippen der Bürokratie auch Fehler gemacht werden können. Wo gehobelt wird, fallen Späne und wer viel macht, macht auch Fehler. Kritisieren ist wohl auch das Leichteste, was man tun kann und ist wohl typisch für unsere Zeit. Es führt aber auch dazu, dass sich immer weniger Bürger für die Belange der Gesellschaft engagieren. Individualismus und Selbstzweck wird „groß“ geschrieben – eine aus meiner Sicht verhängnisvolle Entwicklung. Es wäre erfrischend, wenn Sie liebe Leser, meine Eindrücke nicht teilen können.

Ihr Jürgen Walther
Bürgermeister