Liebe Hainewalder, liebe Leser des Nachrichtenblattes,

Mandau Hochwasser in Hainewalde

Hochwasser in Hainewalde

die Flut, die wir uns alle nicht gewünscht haben, war zeitlich gesehen recht kurz. Die Mandau steigt schnell, die Mandau sinkt schnell. Das haben wir schon mehrmals erlebt und kennen die Tücken des Baches. Derartige Naturereignisse können weder geplant, noch treffsicher vorhergesagt werden. Doch dieses Mal wurden alle bisherigen Rekorde gebrochen und die wirklichen Folgen sind selbst nach vier Wochen nicht voll zu überschauen.

Kalkulierter Schaden: Eine Million Euro

Im kommunalen Bereich sind wir bei den bisher sichtbaren Schäden relativ gut weggekommen. „Bisher sichtbar“, weil die Mandau jetzt (nach vier Wochen!) noch so viel Wasser führt, dass die Solen der Stützmauern und die Auflager der Brücken nicht sichtbar sind. Trotzdem liegt der kalkulierte Schaden bei knapp einer Million Euro. Doch Straßen und Brücken können vorübergehend gesperrt werden, ohne das Chaos ausbricht. Viel schlimmer ist es, wenn Menschen ihre Wohnungen oder Existenzen verlieren und aufgrund der Hoffnungslosigkeit der Lage resignieren.

Unmittelbar rechts und links der Mandau sind fast alle Haushalte im Erdgeschoss von der Flut betroffen. Selbst im Bereich der Gewässer 2. Ordnung im Oberdorf, an der Siedlung und am Butterberg gab es zum Teil schwere Schäden. An der Butterbrücke wurde sogar das zweite Geschoss eines Hauses von der Flut heimgesucht und die Feuerwehr musste die Bewohner mit Schlauchbooten evakuieren.

Soforthilfen für Hochwassergeschädigte

Zum Glück mussten wir keine Opfer beklagen. Die materiellen Schäden in den Häusern sind enorm. Schon der Fakt, dass die meisten Betroffenen Ölheizungen im Keller haben, lässt die Kosten hochschnellen. Bei neueren Häusern gab es ausgebaute Kellergeschosse, die teilweise für Wohnzwecke genutzt wurden. Hier entstand in der Regel Totalverlust. Die ganze Tragödie lässt sich für Außenstehende kaum überblicken und einschätzen. Für die aus verschiedenen Gründen nicht Versicherten wird die veranschlagte „Soforthilfe“ ein Tropfen auf den heißen Stein sein und eher symbolischen Charakter tragen. Die staatliche Solidarität beim Hochwasserereignis 2002 war wohl ungleich ausgeprägter. Aber ich hoffe, dass nach den Wirren der ersten vier Wochen nach der Flut noch Korrekturen vorgenommen werden, um die Stützungen aufzustocken.

Dorfgemeinschaft rückt zusammen

Die Fluthilfe hat Familien und Nachbarn, vielleicht auch die ganze Dorfgemeinschaft, enger zusammengeführt. Viel Lobendes konnte ich bei meinen Besuchen bei Betroffenen erfahren. Selbst spontane Angebote für Übergangswohnungen wurden gemacht, gleichfalls personenbezogene Spenden. Die Wenigen, die aus den Fenstern schauten, während andere um ihr Dasein kämpften, müssen das mit ihrem eigenen Gewissen vereinbaren. Allen Fluthelfern möchte ich im Namen der Hilfeempfänger herzlich für ihren Einsatz danken. Eingeschlossen sind natürlich die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr als Helfer der ersten Stunde.

Ausgesprochen volksnah fand ich, dass unser ehemaliger Pfarrer Matthias Schmidt extra aus Dresden angereist ist, um einen
„Flut-Gottesdienst“ in unserer Kirche zu halten. Seine Art Mut und Kraft zu spenden war sehr wohltuend.

Neben den schlimmen Zuständen in den überfluteten Häusern hat das Wasser in Größenordnungen auch die Außenanlagen und Gärten zerstört und zusätzlich tonnenweise Schwemmgut hinterlassen. Es ist toll, wie unsere Einwohner hier bereits aktiv geworden sind und viele Gärten wieder ordentlich aussehen.

Bisher gut geklappt hat die Organisation der Müllbeseitigung durch den Landkreis. Parallel dazu haben unsere Kollegen vom Bauhof und die Helfer unserer Arbeitsmaßnahmen für die Beräumung der Müllberge gesorgt. Zwei Straßenunterspülungen wurden von der Firma Franke-Bau kurzfristig repariert, um Folgeschäden zu verhindern. Spontane Unterstützung an verschiedenen Stellen, zum Beispiel am Sportplatz und an „Schulzens Steg“, hat die Firma Straßen- und Tiefbau Löbau (STL) geleistet.

Die Folgen der Flut werden uns noch lange beschäftigen. Vielleicht hilft die Flut, auch gewisse Fehlentwicklungen bei Verrohrungen, Bebauungen in hochwasseranfälligen Gebieten, der Oberflächen- und Abwasserentsorgung, des vorbeugenden
Hochwasserschutzes usw. künftig zu vermeiden oder rückwirkend zu korrigieren.

Nach der Flut geht das Leben weiter. Schwer getroffen von den Wassermassen ist auch unsere Landwirtschaft und die andau-
ernden Regenfälle verursachen enorme Probleme bei der Ernte der Feldfrüchte und behindern die Neubestellung der Äcker. Das
könnte mittelfristig zu einer Verteuerung der Lebensmittel führen. Und das brauchen wir in diesem Jahr nicht auch noch…

Ich wünsche uns allen viel Kraft bei der Bewältigung der Folgen der Katastrophe.

Ihr Jürgen Walther