Pfleger zieht Affenbaby mit der Flasche groß

Von Holger Gutte

Ohne fremde Hilfe hätte eines der drei kleinen Weißbüscheläffchen vom Schmetterlingshaus keine Überlebenschance.

Der Mitarbeiter des Schmetterlingshauses in Jonsdorf, Haiko Lindner, zieht jetzt bei sich zu Hause in Hainewalde eines von drei neugeborenen Weißbüscheläffchen groß

Haiko Lindner mit Weißbüscheläffchen

Bei Familie Lindner in Hainewalde dreht sich wieder alles um ein ganz besonderes Tierbaby. Haiko Lindner, Tierpfleger im Schmetterlingshaus in Jonsdorf päppelt hier nun schon zum zweiten Mal ein kleines Weißbüscheläffchen auf. Für das kleine Mädchen ist er momentan Vater, Spielkamerad, und vor allem Mutter zugleich.

Das kleine Weißbüscheläffchen ist zusammen mit zwei weiteren Geschwistern am Neujahrsmorgen im Schmetterlingshaus in Jonsdorf geboren worden. „Ich hatte es schon geahnt, dass die Jungen am 1. Januar kommen würden“, sagt Haiko Lindner. 145 bis 165 Tage ist eine Weißbüscheläffin trächtig. Und am 1. Januar sind die 145 Tage rum gewesen. Anders als ihre zwei Brüder, ist Haiko Lindners Ziehkind aber zu schwach gewesen, um sich beim Gerangel nach Milch an der Mutterbrust durchzusetzen. Nach zwei Tagen fiel sie dann im Gehege aus dem Schlafkörbchen. Seitdem wächst es nun bei Haiko Lindner zu Hause in Hainewalde heran. Der 37-Jährige hat extra frei dafür bekommen.

Alle zwei Stunden muss das kleien Affenbaby gefüttert werden. Auch nachts. Haiko Lindner stellt sich den Wecker dafür, um die Zeiten nicht zu verpassen. Aus dem Geburtsgewicht von 28 Gramm sind inzwischen 34 Gramm geworden. Die kleine Affendame ist richtig närrisch nach ihrem „Milchfläschchen“. Als Fläschchen für die ganz normale Säuglingsmilch dient Haiko Lindner dabei eine Spritze. Ich muss aufpassen, dass sie nicht zu viel trinkt. Jeweils einen Milliliter bekommt sie nur“, sagt er.

Und wie bei einem Menschenbaby gibt es nach jedem Trinken Streicheleinheiten damit es sein „Bäuerchen“ macht. Für Haiko Lindner kommt dann noch das Warten auf das anschließende „Aa“ hinzu.

Der 37-Jährige kennt sich bestens aus mit dem Prozedere. Im vergangenen Sommer hat er bereits schon mal ein Weißbüscheläffchen mit der „Flasche“ aufgezogen, bis es selbstständig war und zu seiner Familie wieder zurück konnte. „Damals ist es noch viel schwieriger gewesen, als jetzt“, sagt er. 2010 hatte das Weißbüscheläffchen-Pärchen im Schmetterlingshaus zum ersten Mal Nachwuchs bekommen. Die sonst für den Pfleger so zahmen Tiere waren nach der Geburt richtig angriffslustig. Auch damals fiel ein Affenbaby aus dem Schlafkörbchen. Das kleine Affenmännchen ist heute noch sehr zutraulich zu seinem damaligen Ziehvater. Und weil seine Geschwister sehen, wie er ihm beim Füttern und Gehege säubern auf Haiko Lindners Schulter und Rücken rumtanzt, machen sie es längst auch.

Jetzt hofft er, dass er in fünf Wochen seinem neuen Zögling schon Bananenbrei unter die Milch rühren kann. Dann wird das Affenbaby auch aus seiner molligen Kiste mit Heizmatte, Thermostat und Decke in einen Käfig umziehen. Noch aber fühlt sie sich hier drin und vor allem im Frottee-Waschlappen als Schlafhöhle pudelwohl.

Und mal sehen, vielleicht bekommt sie von Haiko Lindner, seiner Frau oder ihrem dreijährigen Söhnchen Richard auch noch einen Namen. Die finden es auf jeden Fall ganz toll, dass die kleine Affendame bei ihnen Zuhause groß gezogen wird.

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