Schloss bekommt Turmhaube zurück

Für den Erhalt des Hainewalder Gebäudekomplexes sind große Projekte geplant. Drei könnten schon 2018 fertig sein.

Von Holger Gutte

Vereinsvorsitzender Jan Zimmermann in der alten Turmhaube des Hainewalder Schlosses. Sie soll jetzt originalgetreu nachgebaut werden. Fotos: Thomas Eichler

Vereinsvorsitzender Jan Zimmermann in der alten Turmhaube des Hainewalder Schlosses. Sie soll jetzt originalgetreu nachgebaut werden. Fotos: Thomas Eichler

Noch steht die alte Turmhaube neben dem Hainewalder Schloss. Aber ihre Tage sind gezählt. Sie kommt nicht mehr, wie ursprünglich vorgesehen, auf das Dach des barocken Schlosses, dafür aber eine original nachgebaute Turmhaube. „So ist zumindest der jetzige Planungsstand. Das Restaurieren der alten Turmhaube ist zu aufwendig und am Ende teurer“, sagt Jan Zimmermann. Für den Vorsitzenden des Fördervereins zur Erhaltung des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses in Hainewalde und deren Vereinsmitglieder werden 2017 und 2018 zwei gute Jahre. Der Verein unterstützt die Gemeinde Großschönau als Eigentümer bei der Notsicherung und dem Erhalt des Hainewalder Schlosses. „Wir sind Großschönau dankbar für die gute Zusammenarbeit und für das, was sie für das Schloss leisten“, sagt er. Auch jetzt hat sie wieder eine Menge Planungsleistungen und Anträge zu bewältigen.

Die Bewilligung von Fördermitteln vorausgesetzt, sollen vor allem drei große Projekte in den nächsten zwei Jahren in Angriff genommen werden. Wobei die Arbeiten sicherlich erst 2018 beginnen. Dazu gehören der seit Jahrzehnten nicht mehr begehbare Nordanbau des Schlosses auf der Alleeseite, der Nachbau und das Aufsetzen der Turmhaube sowie auf der Südseite das Sanieren der Fassade des runden Turmteiles, den man vom Park aus sieht.

Seit Jahrzehnten ist der Nordanbau des Schlosses nicht begehbar. Er soll 2018 saniert werden.

Seit Jahrzehnten ist der Nordanbau des Schlosses nicht begehbar. Er soll 2018 saniert werden. Fotos: Thomas Eichler

Etwa 800 000 Euro werden für die drei Projekte benötigt. 400 000 Euro sind bereits vom Bund als Fördermittel bewilligt. 350 000 Euro hoffen die Gemeinde Großschönau und der Verein noch vom Freistaat Sachsen zu erhalten. Und 50 000 Euro gibt der Verein als Eigenanteil dazu. Das Geld ist durch Spenden und aus den Erlösen von Veranstaltungen zusammengekommen. „Wir haben erst jetzt wieder zur Saisoneröffnung an den beiden Osterfeiertagen über 1 000 Euro erhalten“, sagt Jan Zimmermann. Über 250 Besucher haben sie an diesen beiden Tagen im Schloss begrüßt. Die 70 Vereinsmitglieder hoffen, dass die Zahl der Spender und Sponsoren nicht abnimmt. Denn im Schloss gibt es viel zu tun.

Zu dem Neubau der Turmhaube gehört die große Wetterfahne an ihrer Spitze. Die hatte Jan Zimmermann vor vielen Jahren aus dem Schutt gezogen und aufbewahrt. Aber auch sie muss nachgebaut werden. Wenn die Turmhaube auf dem Schloss sitzt, ist nicht nur die Silhouette des Gebäudeensembles wieder komplett. Für viele Leute ist das eine weithin sichtbare optische Signalwirkung zum Erhalt des historischen Gebäudes.

Fast genauso bedeutend ist aber auch die geplante Sanierung des Nordanbaus vom Schloss. Statt der Notvariante mit dem längst kaputten Wellblechdach soll wie einst ein dreiseitiges Dach aufgebaut werden. Zudem werden unter anderem die kaputten Fenster, die Gaupen und die Dachentwässerung erneuert. Nach den Arbeiten im Nordanbau mit seinem imposanten Eingang wäre dieser Gebäudeteil des Schlosses dann seit vielen Jahrzehnten wieder begehbar. Aber nicht nur darüber würden sich die Schlossfreunde sehr freuen. „Unser Ziel ist es auch, dass das Schloss für die Besucher von seinem Nord- zum Südeingang begehbar wird“, sagt Jan Zimmermann.

Und wenn die erhofften Fördermittel vom Land ebenso bewilligt werden, kann auch auf der Südseite des Schlosses die Fassade des runden Turmteiles saniert werden. Klappt alles so wie geplant, wären alle drei Projekte im Herbst 2018 fertig. Dann soll es eine große Turm-Kirmes geben.

Eine Teilnahme an den Schlossführungen lohnt sich aber schon jetzt. Mit mehreren Arbeitseinsätzen haben die Vereinsmitglieder im Frühjahr den begehbaren Teil des Gebäudes und den Garten herausgeputzt. Außerdem gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Zusammen mit seinem Vater Roland hat Jan Zimmermann vor ein paar Wochen den zweiten, noch fehlenden eisernen Türflügel, der einst mal neben dem Kutscherhaus angebracht war, entdeckt. Bei Pflegearbeiten im Park fiel Jan Zimmermann ein Stück Metall auf, das aus der Erde ragte. Es war die Türklinke des Tores, schildert er. Sofort merkten sie, dass das gesamte Tor hier über Jahrzehnte unter der Erde und Grünabfällen vergraben lag. Mühsam haben es die Vereinsmitglieder ausgegraben. Jetzt wird es sandgestrahlt.

„Wir wollen den Besuchern möglichst viel bei den Führungen bieten“, sagt der Vereinsvorsitzende. Deshalb haben sie zwei Zimmer mit alten Möbeln hergerichtet. Den etwa 100 Jahre alten Tisch mit Kirschholzfurnier und die Stühle im zweiten Zimmer haben sie erst kurz vor dem Jahreswechsel als Schenkung erhalten. „Möbel und Bilder aus diesen Zeiten nehmen wir gern als Schenkung oder zu einem geringen Preis an“, sagt er. Aus einem Privatbesitz stammt ebenso eine weitere Schenkung an den Verein – eine Fotoserie aus den 1930er Jahren. Auf einigen Bildern ist deutlich das Schloss zu sehen. Ab Mai soll die Sammlung – möglichst mit Beschriftung – mit ausgestellt werden. Mit weiteren Bildern komplettiert ist bereits die Ahnengalerie im Rittersaal.

Wenn die Mitglieder vom Förderverein so zurückblicken, was in den vergangenen Jahren im und am Schloss alles schon geworden ist, sind sie optimistisch für das, was sie sich noch wünschen. Dazu gehört auch eine Turmuhr. Dieser Wunsch ist allerdings nur mit Sponsoren zu erfüllen. Die alte barocke Uhr restauriert gerade ein Neugersdorfer Uhrmachermeister auf eigene Kosten. Sie ist aber zu wertvoll, sodass sie später nur im Schloss ausgestellt wird.

„Wir brauchen also noch viele Spenden und Einnahmen“, sagt Jan Zimmermann. Deshalb bietet der Verein regelmäßig Veranstaltungen oder wie ab diesem Wochenende Ausstellungen an. Unter dem Titel „Augen-Blicke“ werden Malereien von Manuela Pilz aus Dresden und Fotografien von Thomas Eichler aus Zittau gezeigt. Zum Muttertag gibt es ein Klavierkonzert. Die nächsten Schlossführungen sind am 29. und 30. April, von 14 bis 17 Uhr.

Quelle: SZ-online.de vom 3. Mai 2017

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