Affenbaby krabbelt schon aus seiner Schlafbox

Von Holger Gutte

Vor zwei Wochen berichtete die SZ zum ersten Mal über das Weißbüschelaffen-Baby vom Schmetterlingshaus in Jonsdorf. Gestern besuchten wir es wieder.

Auf dem Arm von Haiko Lindner fühlt sich die Kleine sichtlich wohl. Foto: Thomas Knorr

Auf dem Arm von Haiko Lindner. Foto: Thomas Knorr

Putzmunter ist das kleine Affenbaby, als ich es gestern um 9.30 Uhr besuche. Kein Wunder, in einer halben Stunde bekommt es sein „Fläschchen“. Es wohnt jetzt in einem großen Ratten- oder Vogelkäfig. Die grüne Kiste, in der es seit seiner Geburt am Neujahrstag untergebracht war, steht darin. Noch verlässt die Affendame sie nicht. Warum auch: Ausgepolstert mit einer Heizdecke, einem Handtuch und einem kuschligen Frotteewaschlappen lebt es sich hier wie in einem Luxushotel für Affenbabys. Nur der Waschlappen ist nun etwas größer geworden.

Foto: Thomas Knorr

Foto: Thomas Knorr

Neugierig blickt das Affenbaby in die Kamera unseres Fotografen. Bereitwillig hebt die Kleine immer wieder ihr kleines Köpfchen aus ihrem Waschlappen, in dem sie sich so wohl fühlt. Fast schein es, als hat sie sich an den Medienrummel um sie gewöhnt. Nachdem die SZ vor genau zwei Wochen das erste Mal von dem Weißbüscheläffchen aus dem Schmetterlingshaus in Jonsdorf berichtete, klingelt bei „Pflegevater“ Haiko Lindner in Hainewalde ständig das Telefon. Von dem Affenbaby, das mit der Flasche großgezogen werden muss, haben seitdem schon Deutschlands größte Boulevard-Zeitung und das MDR-Fernsehen berichtet.

Aber das ist der kleinen Affendame egal. Gleich gibt es leckere Babymilch. Und die Milch, die einem Menschenbaby schmeckt, bekommt auch einem Äffchen bestens. „Sie reagiert jetzt schon ganz genau auf bestimmte Geräusche“, erzählt Haiko Lindner. Das muss sie auch. Schließlich ist die Affendame jetzt schon 28 Tage alt. Sie hat sich prächtig entwickelt. Pflegevater Haiko legt sie auf die Waage. 46 Gramm wiegt sie. Zehn Zentimeter misst sie vom Kopf bis zum Rumpf, Zehn Zentimeter lang ist ihr Schwanz. Affenwelten liegen zwischen ihrem Geburtstag am 1. Januar als sie nur 28 Gramm wog und sich vor Schwäche nicht mehr an der Mutter festklammern konnte.

Haiko Lindner tut alles, damit die Kleine gut heranwächst und wieder zu ihren Eltern und den zwei Geschwistern kann. So lange ist der Tierpfleger von seiner Halbtagsstelle dort freigestellt. Er achtet darauf, dass sich das Äffchen zwischen den Mahlzeiten ausreichend bewegt. Sein Daumen ist dabei zum Rumklettern mittlerweile zu klein. Am liebsten tollt das Affenbaby jetzt auf seinem Unterarm. Wenn es genug davon hat, schläft es gern auch mal im Ellenbogen ein.

Foto: Thomas Knorr

Foto: Thomas Knorr

Aber schlafen ist jetzt nicht angesagt. Auf dem Kaminofen steht die warme Babymilch. Haiko Lindner holt sich die Flasche und die Spritze, die immer noch als Babyflasche dient. Wie es jede Mutti bei ihrem Baby machen würde, lässt er ein bisschen Milch auf seinen Unterarm tropfen. Die Milch ist temperiert genug. Zwei Milliliter saugt das kleine Weißbüscheläffchen davon genüsslich ein. Manchmal schafft sie es schon, die Spritze mit ihren Pfötchen festzuhalten. Sie trinkt damit nun pro Mahlzeit fast doppelt so viel, als noch vor zwei Wochen. Haiko Lindner muss sie dafür aber nun nicht mehr 24 Stunden am Tag aller zwei Stunden füttern. Seit dieser Woche ist von Mitternacht bis 6 Uhr Bettruhe. Und das Äffchenmädchen schläft auch durch. „Die ersten zwei Tage bin ich nachts aufgestanden, um nachzusehen, ob es gut geht“, sagt er.

Immer nach der Babypulle kommt die schönste Zeit für das Affenmädchen. Die Extrastreicheleinheiten genießt es sichtlich. Behutsam streichelt Haiko Lindner ihr den kleinen Po. Es soll pullern, und auch Aa machen. Es dauert nicht lange und das „Geschäft“ ist gemacht. Haiko Lindner putzt sie ab, damit die Kleine nicht wund wird. Das würden ihre Eltern auch machen. Müde blinzelt es uns noch ein wenig an, bevor esganz einschläft. Er legt sie in den kuschligen Waschlappen und steckt ein Thermometer hinein. 25 Grad Celsius sind im Waschlappen, unter dem Äffchen 32 – alles ok.

Sie knirscht ein wenig mit den Zähnen beim Schlafen. Die schieben sich langsam immer mehr durch. Wahrscheinlich hat es deshalb vor zwei Tagen Durchfall gehabt, und sich so schlecht gefühlt. Nach etwa einer Stunde wacht es auf. Verspielt schaut das kleine Köpfchen aus dem Waschlappen. Und was jetzt kommt, mag es gar nicht. Haiko Lindner fädelt einen großen Schnürsenkel durch eine Schlaufe am Waschlappen. So kann er ihn um den Hals hängen. Das Schaukeln mag der kleine Affe überhaupt nicht. Er klettert sofort aus dem Säckchen. Krallt sich am Rand fest und lugt heraus. Genau das soll er. Das Affenbaby muss klettern üben. Deswegen hat es jetzt auch einen dicken Strick im Käfig. Manchmal fällt es zwar runter, aber das macht nichts. Wie eine Katze fällt es auf die Füße. –Zwei Stunden sind wieder rum. Zeit für das nächste Fläschchen.

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