Bekommt das Schloss einen Festsaal?
Von Holger Gutte

Durch die fehlende Decke wird der Raum nicht nur mehr beleuchtet und belüftet. Es entsteht auch eine ganz andere und schönere Atmosphäre.
Der gesamte Mittelbau des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses in Hainewalde ist eine riesige Baustelle. Ein bisschen sieht es hier jetzt aus, wie in einer leeren Kirche. Selbst der Eingangsbereich, in dem sonst immer alte Möbel standen, auf denen Flyer auf die nächste Veranstaltung hinweisen, ist verschwunden. Ebenso die Bilder an den Wänden. Sie würden bei den Arbeiten ja auch völlig verstauben. Selbst die Kaminöffnungen sind zum Schutz verdeckt.
Bis buchstäblich unters Dach haben sich die Baufirmen mit der Notsicherung beschäftigt. Die Decke vom zweiten zum dritten Obergeschoss ist gerade raus. Der Raum hat sich dadurch völlig verändert. Er ist viel heller, und die doppelte Fensteransicht schafft eine Atmosphäre, die eigentlich genutzt werden könnte.

Markus Hummel und Michael Jähne (rechts) von der Bauverwaltung der Gemeinde Großschönau stehen schon auf dem neuen Fußboden im zweiten Obergeschoss des Schlosses in Hainewalde. Ob die Decke über ihnen wieder eingebaut werden muss, soll jetzt möglichst schnell geprüft werden.Fotos: Thomas Eichler (2)
Das denken sich jetzt auch die Gemeinde Großschönau als Eigentümer des Schlosses und der Förderverein zur Erhaltung des Baudenkmales. Bei einem Vor-Ort-Termin, bei dem sich beide Seiten über den Stand der Notsicherung des historischen Gebäudes ein Bild machten, ist das nun ein wichtiges Thema gewesen. Aber kann die Decke so einfach draußen bleiben? Schließlich werden innerhalb der Notsicherung des Schlosses im Mittelbau ja gerade alle vier Decken ausgetauscht, um die Statik des Gebäudes zu verbessern. Diese Frage kann im Augenblick noch niemand beantworten.
Ob sie ganz wegbleiben könnte, sollen jetzt Bauplaner und -statiker errechnen. „Der Verein steht voll dahinter, wenn wir die Decke weglassen dürfen“, sagt Vorstandsmitglied Jürgen Böhmer. Der große Raum hätte so viel mehr Potenzial. Durch die vielen Fenster würde er zudem besser ausgeleuchtet und auch belüftet.
Das findet auch Bürgermeister Frank Peuker (SPD). „Wir können noch nichts sagen oder entscheiden. Wir müssen jetzt erst einmal prüfen lassen, ob es überhaupt machbar ist“, sagt er. Auch mit der Denkmalschutzbehörde und der Fördermittelstelle muss sich abgestimmt werden. Eventuell sind dann aber andere Arbeiten für die Verbesserung der Statik des Mittelbaus vom Schloss notwendig. Geld wird also beim Weglassen dieser Decke nicht unbedingt eingespart.
Etwas Geld ist dann aber doch schon übrig, lässt der Bürgermeister durchblicken. Es ist Halbzeit bei der Notsicherung des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses in Hainewalde. Und dank guter Ausschreibungsergebnisse sind einige Baumaßnahmen etwas preisgünstiger gewesen, als in der Planung angenommen wurde. Aber auch darüber zu spekulieren, was mit dem Geld noch möglich wird, ist noch zu früh. Allein im Mittelbau gibt es dafür jede Menge Verwendung.
Erst einmal sind die Decken vom Erdgeschoss zum ersten Obergeschoss im ehemaligen „Grünen Salon“ und vom ersten zum zweiten Obergeschoss durch neue ersetzt worden. Nur ganz oben zum vierten Obergeschoss ist die alte Decke noch drin. Sie kann auch erst ausgebaut und erneuert werden, wenn geklärt ist, wie es dort nach der ausgebauten Decke weitergeht.
Beim Rundgang durch den Mittelbau wird aber noch mehr sichtbar, als die Arbeiten an den Decken. Die Notsicherung macht nun auch Einblicke in Bereiche möglich, die vorher nicht so begehbar waren. Das trifft zumindest auf das zweite Obergeschoss zu. „Dass man in einige Räume so viele Jahre nicht konnte, hat aber auch seinen Vorteil“, meint ein Vereinsmitglied und zeigt auf zwei kleine Zimmer. Dort sind die kleinen Nischen mit ihren Holztürchen und -verkleidungen noch im Originalzustand und ohne Vandalismusschäden erhalten geblieben. Sie stammen noch aus der Zeit des Schlossumbaues um 1880.
In wenigen Tagen wird dann auch ganz oben am Hainewalder Schloss gebaut. Auf ihrer jüngsten Sitzung haben die Gemeinderäte von Großschönau der Vergabe von Schlosserarbeiten im Mittelbau zugestimmt. Für reichlich 33.000 Euro stellt die Großschönauer Metallbaufirma Kratzer eine Stahlkonstruktion her und baut sie als Tragelement für die Turmhaube ein.
Denn nach wie vor halten die Gemeinde Großschönau und der Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses an dem Wiederaufsetzen der Turmhaube fest. Wann sie restauriert wird, ist noch unklar. Hierfür sollen Sponsoren gewonnen werden. Mit den Schlosserarbeiten wird jetzt zumindest erst einmal die Voraussetzung zum Aufsetzen geschaffen.
Eine aufgesetzte Turmhaube betrachten viele Leute als weithin sichtbares Symbol für die Erhaltung des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses in Hainewalde. Und das ist das erklärte Ziel.
Quelle: SZ-Online vom 19.09.2014