Die Angst vorm Hochwasser ist zurück
Von Holger Gutte, Jan Lange & Katja Zimmermann
Mit einem unguten Gefühl schaute gestern Gärtnermeister Andreas Rudolph ständig zur Mandau. Vor fünf Monaten hat der Fluss die untere Etage seines Wohnhauses und die gesamte Gärtnerei meterhoch überflutet. Sein Grundstück liegt direkt an der Mandau. Nur etwas Wiese und ein Damm trennt ihn von den Wassermassen, die gestern wieder durch Schneeschmelze und Regen zu einem reißenden Strom wurden. „Die Wiese ist überflutet, aber noch schützt uns der Damm“, sagt er am späten Nachmittag und hofft, dass es so bleibt. Andreas Rudolph rammt ständig Holzpfähle an den Rand des Wasserpegels, um so das Ansteigen besser beobachten zu können. So weit wie jetzt ist die Mandau früher auch schon nach der Schneeschmelze über die Ufer getreten. Da hat es den Gärtnermeister wenig gestört. Aber seit dem Augusthochwasser und den enormen Schäden danach, die in seinem Wohnhaus noch immer nicht behoben sind, denkt er anders.
Und mit dieser Meinung ist er nicht allein. Überall stehen gestern in Hainewalde und andernorts die Einwohner auf ihren Grundstücken und beobachten die Bach- und Flussläufe vor ihren Haustüren. Bei Haiko Lindner in Hainewalde klingelt gegen Mittag eine besorgte Bekannte, weil sie zur Arbeit muss. Er verspricht ihr sie bis zum Feierabend über die Wasserstände auf dem Laufenden zu halten. Vor seinem Grundstück steht die Zufahrtstraße zu einem Pumpwerk der Sowag bereits unter Wasser. Gegen 18.30 Uhr sank in Großschönau laut Sächsischem Umweltamt der Wasserpegel der Mandau um fünf Zentimeter. Eine Stunde zuvor hatte er 1,85 Meter erreicht und längst die Warnstufe II überschritten. Die Durchflussmenge betrug zu der Zeit gegenüber zehn Kubikmeter pro Sekunde wie am 8. Januar gestern fast 60. „Gott sei Dank musste bis jetzt noch nirgends im Landkreis die Feuerwehr zum Kellerauspumpen ausrücken“, schildert am späten Nachmittag auf SZ-Nachfrage der Diensthabende in der Löbauer Rettungsleitstelle.
Mit Argusaugen beobachtete am Freitag auch die Ostritzer Bürgermeisterin Marion Prange die Neiße und den Turbinengraben. Kurz vor dem Mittag hatten die Gewässer den Pegel von 2,40 Meter überschritten, die Warnstufe II wurde daraufhin ausgerufen. „Der Pegel ist mittlerweile gleichbleibend“, sagt sie kurz danach. Dennoch bleiben die Ostritzer in Alarmbereitschaft. „Die Bereitschaft ist abgesichert“, erklärt sie. „Bislang mussten wir die mobilen Schutzwände auf der Bahnhofstraße nicht aufbauen.“ Neue Sandsäcke musste die Stadt nicht ordern, von den vergangenen Fluten war noch jede Menge Sand vorhanden. Das trifft auch auf Hainewalde und Großschönau zu.
In Bertsdorf-Hörnitz war die Lage gestern noch relativ entspannt. „Das Wasser ist zurzeit ungefähr einen Meter unter dem kritischen Wert“, sagte Christian Menzel vom Bauamt. „Nichtsdestotrotz sind die Feuerwehren einsatzbereit und Bürgermeister Volker Müller und ich telefonisch erreichbar.“ Der Notfallplan bleibe wie gehabt, einige Sandsäcke seien gefüllt und im Falle einer Katastrophe seien Notfallquartiere schnell gefunden.
Das Umweltamt meldete gestern, dass noch mit Anstiegen der Pegel bis hin zur WarnstufeIII zu rechnen sei.
Quelle: SZ-Online vom 15.01.2011
Aktuelle Bilder vom Hochwasser in Hainewalde gibt es auch bei Facebook:
http://www.facebook.com/album.php?aid=33571&id=112220165488436
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