Die gute Seele des Schlossvereins ist gestorben
Von Holger Gutte

Im Juli entstand noch dieses Bild von Gabriele Großhans, der Vorsitzenden des Fördervereines zur Erhaltung des Kanitz-Kyaw'schen Schlosses Hainewalde, vor der Turmhaube des Schlosses. Foto: SZ-Archiv/Mario Heinke
Gabriele Großhans ist am vergangenen Sonnabendabend gestorben, wie sie gelebt hat – bei der Arbeit im und vor allem für das Hainewalder Schloss. Tagsüber hat die 72-Jährige mit Mitgliedern des Schlossvereins noch dafür gesorgt, dass auch wirklich wieder alles perfekt ist in ihrem so geliebten Kulturdenkmal. Niemand konnte ihr bei der Betriebsfeier, die hier diesmal stattfand, etwas anmerken.
“Sie hat wie immer zwei Stufen zum Schloss auf einmal genommen und war voller Elan”, schildert Schlossvereinsmitglied Ursula Schulz. Die Fotografin ist am Sonnabend um 20.15 Uhr gegangen. Gabriele Großhans wollte ihren Mann Eberhard noch die Kerzen auslöschen lassen und wenig später mit ihm auch gehen. Doch dazu kam es dann _ wahrscheinlich durch Herzversagen – nicht mehr.
Ihr Tod macht das Sanieren des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses in Hainewalde nun noch schwieriger, als es eh schon ist. Gabriele Großhans ist immer die treibende Kraft gewesen, wenn es darum ging, Fördermittel oder Spendenwillige für das Schloss aufzutreiben. Sie glaubte immer fest daran, dass das Schloss einmal wieder den Glanz erlangt, den es einst in seiner Blüte innehatte. Mit dem gleichen Engagement hatte sie mit ihrem Ehemann schon zur Jahrtausendwende ihr Umgebindehaus in Waltersdorf saniert.
Erst Ende der 1990er Jahre hatte es Familie Großhans bei einem Urlaub im Zittauer Gebirge entdeckt. Und die Pfarrerstochter und gelernte Krankenschwester ist sofort “Feuer und Flamme” dafür gewesen.
Als im Dezember 2001 ihr Umgebindehaus saniert war, suchte sie mit dem Hainewalder Schloss eine neue Herausforderung.
Ihrer Zielstrebigkeit ist es mit zu verdanken, dass der Ostflügel des Schlosses mittlerweile gesichert ist. Schritt für Schritt setzte sich Gabriele Großhans beim Erhalten des wertvollen Baudenkmales immer wieder neue Ziele. Viele hielten diese zwar manchmal für kaum durchführbar. Aber irgendwie gelang es dank ihrer Hartnäckigkeit dann doch.
Am 27. Juli schrieb die SZ von ihrem nächsten großen Ziel, das sie jetzt mit dem Schlossverein und der Gemeinde Großschönau als Eigentümer der Immobilie anpackt. Die etwa zehn Meter hohe gewaltige Turmhaube des Hainewalder Schlosses soll wieder an ihren angestammten Platz. 1996/97 ist sie vom damaligen kurzzeitigen Investor abgenommen worden, weil er darunter ein Café eröffnen wollte. Seitdem nagt der Zahn der Zeit noch mehr an dem ohnehin schon sanierungsbedürftigen Bauteil. “Wenn die Turmhaube wieder auf ihrem angestammten Platz wäre, ist das eine Symbolwirkung für die Sanierung des Schlosses”, schwärmte im Juli Gabriele Großhans. Und wie gewohnt setzte die Vorsitzende des Fördervereins zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses fortan alle Hebel dafür in Bewegung.
Ihr Tod und das nun fehlende herausragende Engagement für das Schloss werden wohl eine heftige Lücke reißen, sagte gestern nicht nur Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker. Er würdigt ihre enorme Arbeit, die immer konstruktiv gewesen sei, auch wenn es manchmal Reibungspunkte zwischen Verein und Gemeinde gab. Wen man gestern auch auf den Tod von Gabriele Großhans ansprach: Alle haben auf die Nachricht bestürzt reagiert, die sich wie ein Lauffeuer weit über die Gemeinde Hainewalde hinaus verbreitet. “Wenn Hainewalde nur aus Leuten wie Frau Großhans bestehen würde, hätten wir hier schon einen Landeplatz für eine Weltraumstation”, hatte Hainewaldes Bürgermeister Jürgen Walther zu ihrem 70. Geburtstag im Dezember 2008 gesagt.
Nun muss die große Lücke, die sie hinterlässt, von ihren Weggefährten geschlossen werden.
Quelle: SZ-Online vom 11.10.2011