„Diese uneigennützige Tat werde ich dem alten Herrn nie vergessen“

Tom Kühnel aus Hainewalde hat durch eine Unachtsamkeit seine Brieftasche verloren. Dank der Aufmerksamkeit eines Pethauers bekam er sie kurz darauf zurück.

Von Mario Sefrin

Tom Kühnel hat sich noch am selben Abend, an dem er seine Brieftasche verloren hat, beim ehrlichen Finder Günter Rasch aus Pethau bedankt. Er hatte die Brieftasche gefunden und die Polizei darüber informiert.  © privat

Tom Kühnel hat sich noch am selben Abend, an dem er seine Brieftasche verloren hat, beim ehrlichen Finder Günter Rasch aus Pethau bedankt. Er hatte die Brieftasche gefunden und die Polizei darüber informiert. © privat

Pethau/Hainewalde. Den 13. August dieses Jahres wird Tom Kühnel aus Hainewalde nicht mehr vergessen. Davon ist der 21-Jährige, der in Chemnitz studiert, überzeugt. Denn nach ein paar schönen Stunden am Olbersdorfer See, wo er mit Freunden war, folgten ein paar bange Stunden voller Aufregung und Ungewissheit.

„Nachdem wir am Olbersdorfer See waren, sind wir zum Parkplatz am Campingplatz gegangen, wo unser Auto stand“, erzählt Tom Kühnel. Dort habe er, bevor er alle anderen Sachen im Auto verstaute, seine Schuhe sowie seine Brieftasche aufs Autodach gelegt, sagt der Hainewalder. Man ahnt es: Mit beiden Dingen auf dem Autodach ist der 21-Jährige dann auch losgefahren. Die fehlenden Schuhe an den Füßen waren dabei für ihn nichts Ungewöhnliches: „Ich fahre öfter mal ohne Schuhe“, sagt Tom Kühnel. Anderenfalls wäre das Malheur sicher ausgeblieben.

So jedoch ist der junge Mann mit dem Auto nach Hause gefahren – um dort die fehlenden Dinge zu bemerken. „Ich bin daraufhin sofort zum Olbersdorfer See zurückgefahren. Das hat mir keine Ruhe mehr gelassen“, sagt der Hainewalder. Doch er hatte nur zum Teil Glück: Lediglich seine Schuhe fand Kühnel am Rand der Straße vom Pethauer Kreisverkehr zum Olbersdorfer See. Von seiner Brieftasche hingegen fehlte jede Spur. Ein großes Problem: „Da war alles drin“, sagt Tom Kühnel auch noch Wochen nach dem Vorfall mit Aufregung in der Stimme. „Der Ausweis, Geld, Kreditkarten, die Fahrzeugzulassung, die Zugangskarte für die Technische Universität Chemnitz. Das alles war plötzlich weg.“ Er habe sich in jenem Moment gar nicht ausmalen wollen, was da auf ihn zukommt, sagt der Hainewalder. „Die Rennerei, das Geld, was da alles dahintersteckt.“

Wieder zu Hause angekommen, hat die Aufregung mittlerweile auch Kühnels Eltern ergriffen. „Die waren ganz aufgelöst“, sagt der junge Mann. Dann habe man bei der Polizei angerufen, erzählt er weiter. „Und die hat mir tatsächlich den Namen und die Adresse eines Herrn in Pethau gegeben, der an der Straße zum Olbersdorfer See eine Brieftasche gefunden und diese mit zu sich nach Hause genommen hat.“ Natürlich sei er sofort zur angegebenen Adresse gefahren, so Kühnel. „Ich habe auch gleich einen Blumenstrauß mitgenommen.“ Und tatsächlich: Günter Rasch aus Pethau hatte Tom Kühnels Brieftasche. „Er und seine Frau sind an dem Abend mit den Rädern unterwegs gewesen und hatten dabei die Brieftasche gefunden. Das haben sie dann umgehend der Polizei gemeldet“, sagt Tom Kühnel noch immer dankbar für so viel Glück. Für den ehrlichen Finder gab es da neben dem Blumenstrauß auch einen kleinen Finderlohn.

Tom Kühnel ist froh, dass sein kleines Sommerabenteuer so glimpflich verlaufen ist. Er sagt: „Es gibt auf dieser Welt doch noch Menschen, die ehrlich sind und auf solche Dinge achten. Diese ehrenhafte und uneigennützige Tat werde ich dem alten Herrn nie vergessen! Er hat verstanden, worum es im Leben geht.“

Auch für sich persönlich hat er aus dem Vorfall eine Lehre gezogen: „Ich werde nie wieder etwas aufs Autodach legen.“ Und sollte das doch einmal unwillkürlich passieren, wird er sich wohl sofort erinnern an diesen 13. August 2016.

Quelle: SZ-online.de vom 16.09.2016

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