
Schloss Hainewalde. Foto: SZ-Archiv
Ein fast vergessenes Jubiläum
Von Jan Lange
Hainewalde. Moritz Joachim Ernst von Kyaw verkaufte heute vor 80 Jahren das Schloss an die Gemeinde Großschönau.
Ein Jubiläum? Heute? Bürgermeister Frank Peuker muss erst ein wenig nachdenken, bis ihm bewusst wird, dass seine Gemeinde Großschönau auf den Tag genau seit 80 Jahren Schlossbesitzer ist – und das nicht auf eigenem Territorium, sondern im Nachbarort Hainewalde. Auch Gabriele Großhans hätte das „Jubiläum“ fast vergessen. Doch so engagiert wie man die Vorsitzende des Schlossfördervereins kennt, hat sie auch gleich eine Idee parat: Mit den Ein-Euro-Jobbern und allen anderen helfenden Kräften vor Ort will die 68-Jährige heute um zwölf auf den „besonderen Tag“ anstoßen.
Grüner Salon wieder begehbar
Grund zum Feiern bietet aber nicht nur der Verkauf des Schlosses vor 80 Jahren. Seit Kurzem ist der „grüne Salon“ wieder begehbar, dessen Fußboden zuletzt „sehr viel Kummer gemacht hat“. „Dank unserer MAE-Kräfte und der Unterstützung durch die Gemeinde Großschönau konnten wir ihn etwas herrichten“, erzählt Gabriele Großhans.
Ein Teil der dabei verwendeten Materialien stammt aus der Steinmühle in Großschönau, deren Besitzer ebenfalls die Gemeinde ist. Das markante Gebäude im Niederdorf, das ungefähr so alt ist wie das Hainewalder Schloss, soll in diesem Jahr abgerissen werden. „Deshalb konnten wir vorher noch Dinge rausholen, die wir zum Erhalt unseres Schlosses brauchen, wie Geländer, Türen, Dielen und Kachelöfen“, berichtet die Vereinschefin. Nun hofft sie, dass beim Abriss selbst auch noch das ein oder andere „abfällt“. Überhaupt gebe es ein gutes Miteinander zwischen Bauamt, Bürgermeister und Schlossverein. „Wenn wir Anliegen haben, werden wir immer wohlwollend beachtet“, so Großhans weiter. Dass es dennoch so manchen Wunsch gibt, verschweigt sie nicht. So hofft sie, dass irgendwann vielleicht mal eine kleine finanzielle Unterstützung fürs Schloss im Gemeindehaushalt eingestellt wird.
Recht bald wird dies nicht der Fall sein. Dies gibt Frank Peuker offen zu. Die Sanierung des Schlosses gehört nach seinen Worten nicht zu den Pflichtaufgaben der Gemeinde. Dass es aber erhalten werden muss, daran lässt der Bürgermeister keinen Zweifel aufkommen. „Die Arbeit des Fördervereins verdient höchsten Respekt“, erklärt Großschönaus „erster Mann“. „Ihm ist es gelungen, dass das Kleinod nicht in Vergessenheit gerät.“
Erste Reaktionen
Dazu beigetragen hat auch der jüngste Artikel in „Monumente“, dem Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. So meldete sich daraufhin eine Familie aus Görlitz, die vor einem Vierteljahr von Freiburg (Breisgau) in die Neißestadt umgezogen war, und wollte sich das Schloss ansehen.
„Sie möchten gern ihre Familienfeiern hier machen“, erklärt Gabriele Großhans. „Und statt Geschenke anzunehmen, werden sie Spendenformulare an die Gäste verteilen.“ Der Termin der ersten Feier steht bereits fest: der 25. März. Ein Dutzend Gäste werden sie dann „im Schlepptau haben“. „Im Mai wollen sie gleich noch mal kommen – dann mit 25 Personen“, fügt die Vereinschefin hinzu.
In den nächsten Tagen wird sie darüber hinaus von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz eine Aufstellung aller nach dem Artikel eingegangenen Spenden erhalten. Der Förderverein hofft, dass es recht viele sind. Schließlich ist für die Sanierung des einsturzgefährdeten Ostflügels eine große Summe an Eigenmitteln notwendig.
Quelle: sz-online.de 12.03.2007