Gärtnerei Rudolph sucht sich neue Nischen

Angelika und Andreas Rudolph Foto: SZ Heinke

Angelika und Andreas Rudolph Foto: SZ Heinke

Von Katja Zimmermann

Dort, wo jetzt wieder die ersten Stiefmütterchenpflänzchen und Azaleen auf halber Höhe im Gewächshaus stehen – und noch über einen Meter drüber – hatte das Wasser am siebenten August alles im Griff. Mittlerweile ist in der Gärtnerei Rudolph in Hainewalde aber wieder so etwas Ähnliches wie Normalität in den Alltag zurückgekehrt; mit vielen Einschränkungen.

„Die Stiefmütterchen mussten wir nach dem zweiten Hochwasser hierher retten“, erzählt Chefin Angelika Rudolph. Im Kältezelt draußen waren sie total eingesumpft, weil das Grundwasser wieder nach oben gedrückt hatte. „Mit vielen Helfern haben wir die vielen Hundert Töpfe hier ins Glashaus geschafft“, erzählt die 45-Jährige. Jetzt können diese in die Folienzelte zurück, um abgehärtet zu werden.

In einem dieser Foliengewächshäuser finden sich sogar noch halbhohe Pflanzen, die die Flut überstanden hatten und schon bald blühen werden: weiße und gelbe Chrysanthemen. „Die werden vor allem für den Totensonntag gebraucht“, erzählt die Chefin.

 

Hochwasser auf dem Gelände der Gärtnerei Rudolph

Hochwasser auf dem Gelände der Gärtnerei Rudolph Foto: SZ Heinke

Umorientierung ist gefragt

Überhaupt müsse sich der Familienbetrieb jetzt umorientieren. Zum einen in Richtung Hochzeiten und feierlicher Ausgestaltung von Festräumen. Zum anderen in Richtung Trauerfloristik. Das soll nach den Worten der Chefin eine „konsequente Auftragslage“ bringen. „Am Sonnabend werden wir deshalb auch am Aktionstag Trauerfloristik und Grabpflege am Zittauer Krematorium teilnehmen“, sagt die Hainewalderin. So hätten sie die Mappen zur Trauerbinderei bereits wieder neu angefertigt, nachdem die alten durch das Hochwasser zu Schaden gekommen waren.

Familie Rudolph will sich in Zukunft auch mehr auf den Gartenservice konzentrieren und zum Beispiel beim Heckenschneiden helfen. Ein anderes kleines Standbein ist an Palmen und Oleander im vorderen Gewächshaus zu sehen: Hier können Kunden für einen kleinen Betrag – für ein einfaches Geranienbäumchen bezahle man 15 bis 20 Euro, je nach Pflegeaufwand und Größe der Pflanze auch mehr – ihre Kübelpflanzen überwintern lassen.

Die Hyazinthen-, Narzissen- und Tulpenzwiebeln haben die Rudolphs auch schon ausgelegt. In Stiegen, aber unter viel Erde, sollen sie bis Anfang Januar einen Keimling bilden, damit sie sich dann ab Januar im Warmen zu schönen Frühblühern entwickeln.

Bei allem Optimismus sieht der Beobachter die Flutschäden auf Schritt und Tritt.

Noch viele Schäden

„So viel Unkraut hatten wir noch nie“, sagt Angelika Rudolph. Die Folienzelte haben durch den Wasserdruck an Stabilität eingebüßt, und immer mal wieder knallt eine Scheibe im Gewächshaus. „Im Winter, wenn wir heizen müssen, ist das dann bares Geld, was wir dadurch zum Fenster hinausfeuern“, sagt sie. Die Pumpen mussten überholt, zwei sogar neu gekauft werden. Letzteres gilt auch für Kompressor und Schlagbohrmaschine, die sie zurzeit noch geborgt haben.

Im Wohnhaus ist der Elektriker zum Glück fast fertig. Jetzt muss noch neu geputzt und gemalert werden. Die Lufttrockner stehen seit gestern zum ersten Mal still. Bleibt die Hoffnung, bald wieder vom Gästezimmer ins Erdgeschoss ziehen zu können. Auch Kater Mozart freut sich schon darauf.

Quelle: SZ-online.de 20.10.2010

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