Gemeinde will Schloss Freistaat überlassen
Von Holger Gutte
Die Gemeinde Großschönau ist als Eigentümer des Hainewalder Schlosses mit dessen Sanierung überfordert. Auch Hainewalde, wo sich das Schloss befindet, kann diese Aufgabe nicht übernehmen, ebenso der Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses. So ist jetzt die Notsicherung des Ostflügels nur mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und durch Spenden möglich geworden. „Großschönau kann auch langfristig keine Eigenmittel zum Erhalt des Bauwerks bereitstellen. Nach der Hochwasserkatastrophe wird diese Situation noch verschärft“, schildert Bürgermeister Frank Peuker. Durch die massiven Schäden an Bach- und Stützmauern, Brücken, Stegen, Straßen und an öffentlichen Gebäuden sind hier in den nächsten Jahren alle Ressourcen zum Wiederherstellen der Infrastruktur gebunden.
Bürgermeister Frank Peuker hat deshalb nach Möglichkeiten recherchiert, wie das einmalige Kulturdenkmal dennoch erhalten und saniert werden kann. Gestoßen ist er dabei auf den Staatsbetrieb Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsens. Dieser soll sich des Hainewalder Schlosses annehmen.
„Die Übernahme des Kulturdenkmals entspricht dem Leitbild des Staatsbetriebes“, sagt der Bürgermeister auf der Ratssitzung am Montag und zitiert daraus: Darin heißt es, dass die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsens ein Verbund von bedeutenden sächsischen Bau- und Gartendenkmalen sind. Das Unternehmen hat die Aufgabe, die ihm überlassenen Kulturdenkmale zu erhalten, zu pflegen und zu präsentieren.
Da sich im Kreis Görlitz bisher kein Schloss und keine Burganlage – nur der Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau – im Landesbesitz befindet, wäre ein höheres Engagement des Freistaates nicht nur wünschenswert, sondern mit Blick auf die Gesamtsituation im Land angemessen, findet Peuker. So sieht es auch der Gemeinderat. Geschlossen stimmte er für die Überlassung des Schlosses an den Freistaat, vertreten durch den Staatsbetrieb.
Darüber hinaus könnte mit dieser Variante auch das hohe ehrenamtliche Engagement und Potential des Fördervereins für den Erhalt des Kulturdenkmals genutzt werden. Vereinsvorsitzende Gabriele Großhans begrüßt die Entscheidung der Abgeordneten. „Wir sind an einem Punkt angekommen, wo keiner mehr etwas tun kann“, sagt sie. Vereint will man sich nun an den Landkreis, Landes- und Bundespolitiker und an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wenden, damit ihr Wunsch erfüllt wird.
Das Übertragen des Schlosses soll zu einem symbolischen Wert erfolgen. Großschönau hofft, den Abwasserbeitrag für das 13481 Quadratmeter große Schlossareal wieder erstattet zu bekommen. „Ob wir Erfolg mit unserem Beschluss haben, kann ich nicht sagen. Aber es ist ein erster Versuch“, so Peuker. SPD-Gemeinderat Volker Hofmann fügt hinzu: „Es wäre die beste Lösung für alle Seiten. Im Staatsbetrieb sitzen die Fachleute und der Freistaat unterstützt die Schlosssanierung aus Steuergeldern.“
Der Förderverein rückt das Schloss schon an diesem Sonntag wieder in den kulturellen Blickpunkt im Landkreis. So gibt es hier um 15 Uhr die letzte Führung zur Ausstellung „Artpack“. 17 Uhr folgt das Konzert für Gesang und Klavier mit Donata Burckhardt und Clara Hempel.
Quelle: sz-online.de 25.08.2010