Gemeindeblatt vom 17. April 2015
Liebe Hainewalder, liebe Leser des Nachrichtenblattes,

Diese beiden Kröten haben den Froschteich nach einer abenteuerlichen Krötenwanderung erreicht und freuen sich des Lebens. Die Krötenwanderung in Euro-Währung zwischen Hainewalde und Großschönau führt dagegen zu erheblichen Turbulenzen. Foto: Jürgen Walther
die ENSO gibt Gas. Das ist doch mal eine gute Nachricht, dass unser Ort gute Chancen hat, als bislang weißer Fleck in der Erdgasversorgung von der Landkarte zu verschwinden.
Den Anstoß dazu gab die Gebietskonferenz mit den Bürgermeistern des Landkreises und dem ENSO-Vorstand im Herbst vorigen Jahres in Niesky – eine Veranstaltung, die in dieser Form in jedem Jahr stattfindet. Weil mich das Thema Erdgasversorgung für Hainewalde als Alternative für Heizöl, Flüssiggas, Erdwärme usw. schon lange beschäftigt, habe ich die Gunst der Stunde genutzt und den Vorstand der ENSO gebeten, einen erneuten Vorstoß zur Erdgasversorgung in Hainewalde zu unternehmen. Ich kann mich daran erinnern, dass es Anfang der 90er Jahre sowie 1996 eine Bedarfsermittlung durch die – damals GASO – gab. Allerdings hielt sich das Interesse der Bevölkerung in Grenzen.
Schließlich wurden in vielen Haushalten kurz nach der Wende neue, meist kostenintensive Heizungsanlagen (oft auf Ölbasis) eingebaut und ein erneuter Umstieg wäre unwirtschaftlich gewesen. So war die geringe Resonanz auf das Werben des Gasanbieters verständlich. Inzwischen sind etliche Jahre vergangen und ich könnte mir vorstellen, dass es bei einigen Hausbesitzern Überlegungen gibt, ihre Heizungsanlagen zu erneuern. Vielleicht wäre Erdgas hierfür eine saubere Lösung?
In einem persönlichen Gespräch hat die ENSO nun eine klare Ansage gemacht, sodass wahrscheinlich bereits ab 2016 gebaut werden könnte, wenn – ja wenn – mindestens 30 Prozent der Heizungsbetreiber ein verbindliches Interesse an der Erdgasnutzung bekunden. Aufgrund der Leitungsquerschnitte und damit der Druckverhältnisse würde die Gasversorgung aus Richtung Großschönau beidseitig der Mandau bis zur Himmelsbrücke abgesichert. Der größere Rest des Ortes würde laut ENSO dann von Mittelherwigsdorf her für Erdgas erschlossen werden. In welchen Etappen und in welcher Streckenführung die Erschließung erfolgen könnte, ist mir momentan noch nicht bekannt. Fest steht, dass der Abschnitt zwischen Ortsgrenze Großschönau und Himmelsbrücke kurzfristig an das Gasnetz angeschlossen werden könnte, wenn die entsprechenden Beteiligungen (Anschlüsse) geordert werden.
Bitte um Bedarfsprüfung
Ich bitte Sie deshalb Ihren eventuellen Bedarf zu prüfen. Die Mitarbeiter der ENSO werden in den nächsten Wochen an die Hauseigentümer der Grundstücke oberhalb der Himmelsbrücke herantreten und entsprechende Auskünfte über den Verfahrensweg geben. Da ich weiß, dass sich viele Hainewalder für die Versorgung mit Erdgas interessieren, habe ich das wichtige Thema aufgegriffen, damit Sie sich einen gedanklichen Vorlauf erarbeiten können, bevor die ENSO an Ihre Tür klopft.
Von Ihrer Entscheidung hängt doch einiges für die langfristige energetische Versorgung für alle Hainewalder Haushalte ab. Ich würde mir wünschen, dass die Chance genutzt wird, auch wenn der Gasanschluss für mein Grundstück am Breiteberg in weiter Ferne liegt. Erste Fragen zu dem Thema „Gasversorgung“ kann Ihnen sicher Herr Buder von der ENSO anlässlich der Gemeinderatssitzung am 27. April beantworten.
Haushaltsbeschluss ausgesetzt
Ein Novum in meiner bisherigen Amtszeit war die Absetzung der Gemeinderatssitzung im März diesen Jahres, weil es für den anberaumten Beschluss zum Haushalt erhebliche Unklarheiten gab. Als Hauptgrund kritisierten die Gemeinderäte und ich, die unserer Meinung nach unverhältnismäßige, jährliche Steigerung der Verwaltungskostenumlage an die Gemeinde Großschönau, die im Blick auf vergleichbare Verwaltungsgemeinschaften ausgesprochen hoch ausfällt. Ihre gewählten Gemeinderäte sind der Meinung, dass es nicht sein kann, dass ein ausgeglichener Haushalt nur durch Zugriff auf unsere Rücklagen dargestellt werden kann und wir bei unseren freiwilligen Leistungen noch mehr sparen sollen, während sich die Verwaltungsausgaben ins Uferlose erhöhen. Da im Verhältnis der Einwohnerzahlen für die Großschönauer Einwohner aufgrund weiterer freiwilliger Aufgaben noch höhere Prokopfausgaben für die Verwaltungskosten auflaufen, müsste es im gemeinsamen Interesse liegen, dieses Thema aufzugreifen. Die externe Aussage von Sachkundigen, dass sich „unsere“ Verwaltung kostenmäßig in der Spitzengruppe befindet, sollte uns mehr als aufhorchen lassen. Nun, – so der Hinweis der Verwaltung – es gibt das Mittel der Klage vor Gericht, wenn es in Verwaltungsverbänden schwerwiegend Meinungsverschiedenheiten gibt. Aber das sollte wohl das letzte Mittel sein, überhaupt, wenn es sich um ein gemeinsames Interesse handelt, oder handeln sollte.
Da es zu diesem Thema am 14. April ein – hoffentlich – aufschlussreiches Gespräch mit der Großschönauer Verwaltungsleitung geben soll, werde ich vorerst auf weitere Aussagen verzichten. Sollte das Gespräch wie das berühmte Hornberger Schießen ausgehen, müssten wir – um weiter zu sparen – unsere Mitwirkung in bestimmten Zweckverbänden und Vereinen überdenken. Wie die jüngste Vergangenheit zeigt, spielt die einst propagierte Solidarität in den Verbänden zunehmend eine eher untergeordnete Rolle. Die Vorteilssuche – auch die persönliche – scheint Tendenz zu werden. Unter denkwürdigen Umständen den Tisch gekehrt, auch von Leuten, die zur Wende angeblich für Demokratie und Meinungsfreiheit gekämpft haben.
Nur gut, dass unser Storchenpaar mit Wohnsitz auf der Esse der ehemaligen Papierfabrik trotz halbjähriger Trennung wieder zusammengefunden hat. Sie sind eigentlich ein gutes Beispiel für uns „Unbeflügelte“, etwas lockerer und ehrlicher miteinander umzugehen.
Ich wünsche ihnen eine wunderschöne Frühlingszeit!
Ihr Jürgen Walther