Gemeindeblatt vom 11. Dezember 2015
Liebe Hainewalder, liebe Leserinnen und Leser des Nachrichtenblattes,
bei großen Unternehmen scheint alles ein bisschen schwerfälliger zu gehen. Das ist bei der Bahn so, wenn ich auf die Akte des längst abgeschlossenen Ausbaues der Bahnübergänge schaue. Hier sind bis jetzt die Abrechnungen über die Kostenteilung noch nicht erledigt.
Auch bei der Erfassung der Interessenten für eine Erdgasversorgung in Hainewalde hätte ich mir die Gangart der ENSO etwas zügiger vorstellen können. Unseren Part mit der Unterzeichnung des Konzessionsvertrages – heißt, ein Vertrag über die Nutzung gemeindlicher Flächen für die Rohrverlegung – haben wir im Schnellverfahren geleistet. Dieser Vertrag erstreckt sich über die gesamte Ortslage. So konnte man verständlich davon ausgehen, dass die ENSO die Bürgerbefragung auch über den gesamten Ort vornimmt.
Ab 2016: Gasversorgung zwischen Himmelsbrücke und Großschönau
Doch falsch gedacht; erfasst wurde nur der Bereich zwischen Ortsgrenze Großschönau und Himmelsbrücke. 600 Briefe an alle Haushalte waren der ENSO wohl zu aufwendig oder zu teuer? Vertrauen wir mal auf das Sprichwort: „Was lange währt wird gut…“. Und so brachte der kürzlich erfolgte Besuch vom Regionalbereichsleiter der ENSO mit Sitz in Görlitz, Gunther Herzig, immerhin den mündlich geäußerten „Lichtblick“, dass der erste Abschnitt bis zur Himmelsbrücke eine Gasversorgung erhält und die Umsetzung der Maßnahme bereits 2016 begonnen wird. Das hört sich gut an und könnte vielleicht manchen abtrünnigen ENSO-Stromkunden wieder auf den Weg der „Tugend“ zurückführen. Die ENSO zumindest zeigt Interesse, so wie es die vorweihnachtliche Werbepost verspricht. Und wer als Neukunde Gas nimmt, nimmt vielleicht auch wieder Strom von unserem regionalen Anbieter. Leistung darf belohnt werden!
Natürlich haben wir uns mit Herrn Herzig auch darüber ausgetauscht, wie die Aktion Erdgas für Hainewalde weitergehen könnte. Der Stand ist, dass bei einer Interessenbekundung von mindestens 30 Prozent der Grundstücksbesitzer und einer davon abhängigen positiven Entscheidung der ENSO vom bisherigen Leitungsende an der Koitsche in Hörnitz eine Gasleitung über die Charlottenruh bis zur Kretschambrücke gelegt würde. Von dort bestünde die Möglichkeit, die Trasse in Schritten Mandau aufwärts und abwärts weiter zu bauen.
Die Heizungsanlagen der kommunalen Gebäude, wie das Gemeindeamt, die Turn- und Festhalle, Schulgasse 2, Kindergarten und Feuerwehr, sind Zeit zu modernisieren, weil sie aus Anfang der 90-iger Jahre stammen und nicht mehr effektiv arbeiten. Also hat auch die Gemeinde großes Interesse an dem für uns neuen Energieträger.
Nun hängt es hauptsächlich von uns selbst ab, ob wir ein weißer Fleck bei der Erdgasversorgung bleiben. Für die Trasse muss die ENSO viel Geld in die Hand nehmen und das muss sich in einem erträglichen Zeitraum wieder „einspielen“. In städtischen Verdichtungsgebieten lassen sich mit Trassenerweiterungen viel leichter rentierliche Geschäfte machen.
Weihnachtszeit in Hainewalde
Im Nebenraum läuft der Fernseher und Helene Fischer stimmt in der Wiener Hofburg soeben das „Oh du fröhliche, oh du selige…“ an.
Ach ja, es ist kurz vor Weihnachten. Dieses Jahr ist es wohl besonders schwer, in die entsprechende Weihnachtsstimmung zu kommen. Draußen ist Frühling, die Nachrichten in den Medien sind voller Gräueltaten und Deutschland und Europa entsendet gerade Soldaten, um die Welt zu retten oder Weltpolizei zu spielen. Bisher war das doch wohl eher denen in Übersee überlassen. Vom Frieden reden und gleichzeitig mit den Säbeln rasseln; das muss man nicht unbedingt verstehen. Die Zensur wird anlässlich meiner Worte wieder sagen: Was hat das denn mit dem Amtsblatt zu tun und wir sollten das Nachrichtenblatt doch nicht zur Tagespresse verkommen lassen …
Und doch, ich spreche jetzt für mich und vielleicht auch viele Leser des Blattes und der Hainewalder Bürger: Die aktuelle Politik geht mehr denn je uns alle an und keiner sollte glauben, die Folgen guter oder schlechter Entscheidungen gingen an uns vorbei. Dafür ist die Welt zu klein, die Medien zu schnell und die Technik zu ausgereift – auch die Vernichtungsmaschinerie.
Zum Jahresende möchte ich mich bei allen Mitbürgern, Vereinen, Mitarbeitern – auch denen in den Verwaltungen – bedanken, die sich zielstrebig und wohlwollend für eine gute Entwicklung unserer Gemeinde, des Landkreises, unserer schönen Heimat eingesetzt haben. Ich wünsche Ihnen von Herzen eine schöne Weihnachtszeit, einen guten Rutsch in das neue – hoffentlich friedvolle – Jahr 2016 und bleiben oder werden Sie vor allem gesund!
Ihr Jürgen Walther
Hier noch ein nicht so bekannter Spruch von Wilhelm Busch:
Der Sinn passt wohl nicht nur in die Weihnachtszeit:
Schein und sein
Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichviel, ob große, ob geringe,
Im Wesentlichen so verpackt,
Dass man sie nicht wie Nüsse knackt.
Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz