Gemeindeblatt vom 16. Februar 2018

Liebe Hainewalder, liebe Leserinnen und Leser des Nachrichtenblattes,

Johanna Zabels Buch „Von Menschels Limonade und andere Dorf- und Familiengeschichten“ – ein heißer Tipp fürs Osternest. Foto: J. Walther

Johanna Zabels Buch „Von Menschels Limonade und andere Dorf- und Familiengeschichten“ – ein heißer Tipp fürs Osternest. Foto: J. Walther

es ist wohl – mit wenigen Ausnahmen – den Faschingsvereinen vorbehalten, während der närrischen Zeit auf aktuelle Themen des Alltages mit spitzer Zunge sofort reagieren zu können. So musste sich niemand wundern, dass ein hiesiger Verein zum Auftakt der Faschingsveranstaltung gleich eine Art Marktschreier auf die Bühne brachte, der lauthals verkündete, dass in Berlin diverse Ministerposten – so zum Beispiel den des Außenministers – zu vergeben wären und wer lieber ins Ausland, so z.B. Brüssel, möchte, der könnte sich bei ihm auch für ein entsprechendes Pöstchen bewerben. Eine besondere Befähigung sei nicht gefordert und für eine aussichtsreiche Bewerbung sei lediglich die Mitgliedschaft in einer der sogenannten Volksparteien notwendig. Eine üppige Alimentation (so heißen die Bezüge für Beamte bezeichnender Weise), die im kommenden Herbst noch um zwei Prozent aufgestockt würde, dürfte der glücklichen Sieger der Stellenausschreibung gleichfalls einheimsen. Und wenn das Pöstchen aus irgendeinem Grund verloren ginge, könnte er mit einer lebenslangen Pension rechnen. Wie es beim Fasching so üblich ist; der „Marktschrei“ klang mit einem fröhlichen Liedchen aus, bei dem jeder Sangesfreudige seine Stimmbänder anständig zum Schwingen bringen konnte. „Wärst du doch in Würselen geblieben, mein armer Martin (Schulz), dann wärst du heut nicht so allein…“, schallte es durch den Saal. Ja, so ist eben Fasching. Wer den momentanen Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen. So kommt schon ein wenig Wehmut auf, dass Hainewalde an die frühere Faschingshochburg – siehe die Veranstaltungen unter dem gemeinsamen Dach zwischen Turnhalle und Oberkretscham – nur noch aus begeisterten Erzählungen erinnert. Aber zum Trost; in den Umfeldgemeinden steppt zur Faschingszeit der Bär und man kann nur wünschen, dass die Vereine einen langen Atem haben, um die Jecken noch viele Jahre zu unterhalten.

Einen anderen, aber nicht weniger unterhaltsamen Humor und sehr heimatverbundenen Schreibstil legt unsere „hauseigene“ Schriftstellerin Johanna Zabel an den Tag. Mit ihrem aktuell erschienen Buch „Von Menschels Limomonade und andere Dorfund Familiengeschichten“, trifft sie genau die Ader der Einheimischen. Es ist schon erstaunlich, wie warmherzig und trotzdem mit einem wohltuenden Schuss Schlitzohrigkeit sie ihre Dorfgeschichten und unsere Dorfgeschichte erzählt. Und das Ganze noch untersetzt mit höchst interessanten Fotos. Da ist von Neurussland (Gehöft unterhalb der Krähenhütte) die Rede, von „Christian Zabels Geschichte vom Hochwasser 1947“, von der Schleefl-Lene und vielem mehr. Johanna Zabel schreibt, wie vergleichsweise schwer das Leben für die Dorfleute damals war. Und doch legten sie eine unvergleichliche Lebensfreude an den Tag und ließen sich nicht von jedem Lüftchen „umhauen“. Ich bin dabei, das 60-seitige Buch wie einen Schokoriegel zu verspachteln. Es ist einfach ein Genuss und ich wünsche vielen weiteren Lesern viel Spaß damit. Johanna Zabel, die im Spätherbst ihr achtes Lebensjahrzehnt vollendet hat, wünsche ich viel Kraft und Freude für weitere Geschichten über Hainewalde und darüber hinaus.

Und in diesem speziellen Fall wünsche ich sehr, dass das Sprichwort „Wer schreibt, bleibt“ noch lange Bestand hat. Es gibt eben doch Schätze in unserem Dorf! Legen Sie doch einfach zu Ostern dieses Buch ins Osternest. Es wird Kindern und Erwachsenen gleich gut gefallen.

Bis dahin wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit.

Ihr

Jürgen Walther