Gemeindeblatt vom 18. Mai 2018

Liebe Hainewalder, liebe Leserinnen und Leser des Nachrichtenblattes,

Ministerpräsident Michael Kretschmer, Landrat Bernd Lange, Schlossfördervereinsvorsitzender Jan Zimmermann und Bürgermeister Frank Peuker am 6. Mai bei der feierlichen Scheckübergabe im Kyaw´schen Schloss. Foto: Jürgen Walther

Ministerpräsident Michael Kretschmer, Landrat Bernd Lange, Schlossfördervereinsvorsitzender Jan Zimmermann und Bürgermeister Frank Peuker am 6. Mai bei der feierlichen Scheckübergabe im Kyaw´schen Schloss. Foto: Jürgen Walther

es war an diesem vollsonnigen 6. Mai schon ein großer Moment, als Ministerpräsident Michael Kretschmer im Beisein von Landrat Bernd Lange rund 800.000 Euro als Scheck für die weitere Sanierung des Kyaw´schen Schlosses überreichte. Fast hälftig kommen die Mittel vom Land Sachsen und vom Bund. Als Empfänger bedankten sich Bürgermeister Frank Peuker seitens der Besitzergemeinde und Jan Zimmermann als Vorsitzender des Schlossfördervereins. Frau Dr. Krause hatte im Schlosspark ein Ständchen durch die Oberländer Blasmusikanten organisiert, damit alles einen festlichen und fast „königlichen Rahmen“ bekam.

Große Mühe für einen würdigen Ablauf hatte sich der Schlossverein mit der Bewirtung der Gäste gegeben, was aufgrund der kurzfristigen Bekanntgabe des Rahmenprogramms eine tolle Leistung war. Der selbstgebackene Kuchen fand höchste Anerkennung.

Bei der Verwendung der Fördermittel sollen dieses Mal mit dem Aufsetzen des Schlossturmes besondere Zeichen nach außen gesetzt werden, so äußerten sich Michael Kretschmer und Jan Zimmermann übereinstimmend. Die bisherigen Maßnahmen konzentrierten sich hauptsächlich auf Sicherungsmaßnahmen in den Innenräumen, so u.a. die Sicherung des Ostflügels und der Erneuerung der schwammbefallenen Innendecken.

Mit gemischten Gefühlen erinnere ich mich an die Abnahme des Schlossturmes, auch Laterne genannt, in der Mitte der 90-er Jahre durch den damaligen „Scheininvestor“ aus Freyburg/Breisgau. Ein Autokran mit einem 70 Meter-Ausleger aus Hagenwerder hievte den Turm aus luftiger Höhe auf den Standort neben dem Schloss, wo er bis heute sein Dasein fristet. Kurz nach der Entnahme vom Unterbau kippte der Turm in den Halteseilen, so dass den zahlreichen Zuschauern fast der Atem stehen blieb. Nicht auszudenken, wenn er heruntergestürzt wäre…

Unterm Strich erwies sich die damalige Demontage des Turmes noch als sehr nützliche Maßnahme, denn wie ich mich im Beisein des Statikexperten Peter Palm selbst überzeugen konnte, war die Laterne am Unterbau an zwei der vier Eckpunkte bereits mit Seilen verzurrt, da das Holz dort völlig abgefault war. Spätestens der Orkan Kyrill hätte 2007 für den Absturz des Turmes und zu schweren Beschädigungen an den damals bereits sanierten Dächern geführt. Heute reden wir beim Wiederaufbau des Turmes von mindestens 80 000 Euro; eine stolze Summe.

Wenn von Fördermitteln die Rede ist, dann sind meistens auch Eigenanteile mit im Spiel. Für die Untersetzung der Förderung stellt der Schlossverein ca. 50.000 Euro zur Verfügung, die aus Eigenerwirtschaftung und Spenden stammen. Alle Achtung! Wer den zeitlichen Einsatz der Vereinsmitglieder kennt, weiß wie viel Mühe hinter dieser Zahl steckt. Nach wie vor gehen die Ansichten über die kostspieligen Erhaltungsmaßnahmen am Schloss weit auseinander. Die Einen nennen es Steuerverschwendung, die Anderen dringender Erhalt historischer Bausubstanz. Wie sagte doch Michael Kretschmer am 6. Mai im Schloss beschwörend: „Bei manchen Baudenkmälern erkennt man den Wert erst, nachdem man sie abgerissen hat.“

Und ich meine, besser Milliarden in den Erhalt von Denkmälern stecken, als in eine grenzenlose militärische Aufrüstung – wie sie momentan auch in Deutschland gefordert und befördert wird, die im Kriegsfall wiederum Denkmäler vernichtet. Und ich bin mir sicher, so denken die meisten unserer Mitbürger.

Ihr Jürgen Walther