Liebe Hainewalder, liebe Leser des Nachrichtenblattes,

bei meiner letzten Blutspende – und das war immerhin die Fünfzigste in meinem jungen Leben – sagte mir die nette untersuchende Ärztin, ich solle mich am Abend bei meinemKörper bedanken, dass er mit der Spende seines Blutes einegute Tat vollbracht hat. Der Rat der Ärztin geht mir nicht so recht aus dem Kopf. Ich soll mich dafür bedanken, dass ich mit meinem Blut vielleicht einem anderen Menschen das Leben rette oder inzwischen schon gerettet habe? Die Ärztin sprach gebrochen Deutsch. Ich nehme an, ihre Muttersprache ist Russisch. Möglicherweise gehört sie auch einer Religion an, mit der ich mich bisher noch nicht näher beschäftigt habe. Beim nächsten Aderlass werde ich sie danach fragen. Sie hat mich neugierig und nachdenklich gemacht.

Wie ist das nun mit dem „Bedanken“? Wie oft bedanken wir uns aus vollem Herzen? Wie oft sagen wir „Danke“ einfach aus der Gewohnheit heraus – der Höflichkeit wegen, obwohl wir innerlich davon überzeugt sind, dass die empfangene Leistung eigentlich keinen Dank wert war?

Ganz im Gegenteil: Anstatt dem Gegenüber einen Dank auszusprechen, möchte man ihm oder ihr lieber mal richtig die Meinung geigen. Ich glaube, in diese Situation sind Sie, liebe Leserinnen und Leser des Nachrichtenblattes– genau wie ich – schon sehr oft gekommen. Wie oft fühlten wir uns schlecht bedient, zu unrecht angegriffen, beleidigt, gedemütigt und … haben uns dafür noch bedankt. Wie ehrlich ist es doch dann, wenn ich mich bei meinem Körper dafür bedanke, dass er sein Blut für einen anderen Menschen gespendet hat! Hier gibt es keine Fragezeichen und ich fühle mich richtig wohl dabei, unabhängig davon, ob das DRK oder das Krankenhaus mit meinem Blut das große Geschäftmachen. Für meine Blutspende genieße ich noch nicht einmal Vorteile.

Wenn ich einmal selbst gesundheitlich in Not gerate,wird sich dann für mich ein Spender finden? Werde ich bevorzugtbedient, weil ich es für selbstverständlich ansehe, anonym anderen zu helfen? Nein, und das erwarte ich auch nicht.

Nun ist wieder Weihnachtszeit, das Jahresende rückt heranund es ist Zeit, sich zu bedanken. Bei allen, die mich / uns in diesem Jahr dabei unterstützt haben, unser Hainewalde schöner und lebenswerter zu gestalten, bei allen, die baubedingte Behinderungen – siehe Butterbergbrücke und Talstraße – hingenommen haben, ohne die Auftraggeber unsachlich zubeschimpfen, bei allen, die Missstände offiziell angezeigt haben, anstatt am Stammtisch dreckige Wäschezu waschen.

Ich bedanke mich bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitabeitern, unseren Vereinen und den Damen und Herren in der Großschönauer Verwaltung für die angenehme Zusammenarbeit. Ich danke der Ärztin, die mich daraufgebracht hat, mir über das „Bedanken“ Gedanken zu machen.Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich so viele Hainewalder und auswärtige Besucher zu unserem Weihnachtsmarkt in der Turn- und Festhalle am 1. Advent sehen konnte. Die Kollegen vom Bauhof mit ihren Helfern von Kommunal-Kombi, die vielen Händler, der Kräuterkreis, die Musikschule Fröhlich und die Oberländer Blasmusikanten haben sich wieder sehr bemüht, dass unser „Markt unterm Hallendach“ auch ohne Schnee recht schön war. Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen bei Frau Böhme – meiner Vorzimmerlöwin – über das gesamte Jahr hinweg, denn es ist nicht ganz einfach, die passenden Angebote auf unseren kleinen Markt zu holen.

Übrigens hat mir der Weihnachtsmann mit einem schelmischen Lächeln ein großes Geheimnis verraten. Neuerdings vertrauen ihm die lieben Kleinen zur letzten Verwahrung ihre „Huttis“ an. Wenn das nicht ein großer Vertrauensbeweis ist! Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes und besinnlichesWeihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr und …vielleicht ein wenig Zeit zum Nachdenken, wie das mit dem „Bedanken“ so ist.

Ihr Jürgen Walther

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