Liebe Hainewalder, liebe Leser des Nachrichtenblattes,
Gemeindeblatt vom 14. Dezember 2012
es ist inzwischen eine schöne (?) Tradition, dass gerade in der Weihnachtszeit der potentielle Geschenkejäger auf den richtigen Kurs gebracht wird, damit er auch für den großen Anlass des Weihnachtsfestes nichts falsch macht – zumindest etwas weniger, als wenn er sich völlig unbelehrt ins Geschenkeerwerbsgetümmel stürzt.
So wurde ich schon heute frühmorgens auf das Abendthema bei MDR 1 Radio Sachsen eingestimmt, wonach Psychologen den werten Hörern beibringen sollen, was man beim Geschenkekauf alles falsch machen kann. Ein Bügeleisen als Geschenk für die Frau kann nur falsch sein, denn es deutet darauf hin, dass die Frau endlich mal des Mannes Kleidung bügeln soll und hauswirtschaftlich nicht gerade die Traumpartnerin ist. Der Mann sollte sich auch hüten, der Frau Dessous unter den Weihnachtsbaum zu legen, denn er würde ihr den Eindruck vermitteln, dass sie unbekleidet nicht mehr reizvoll sei, aber mit dem teuren Fummel am Körper vielleicht noch einen verstohlenen Blick Wert wäre. Viel schlimmer wäre noch ein Eau de Cologne, denn damit wird der Frau eindeutig aufgezeigt, dass Mann sie nicht mehr richtig riechen kann, bzw. sie seinen hygienischen Vorstellungen nicht gerecht wird. Der Schnellkochtopf oder das Kochbuch auf dem Gabentisch wiederum wäre ein deutlicher Fingerzeig, dass die Frau schwere Defizite in ihren Kochkünsten hat.
Frau sollte sich unbedingt davor hüten, dem Mann aus dem neuesten Technikkatalog einen Schlips mit eingebauter Minikamera unter den Weihnachtsbaum zu legen. Der Mann würde das unbedingt als Misstrauensantrag begreifen, weil er annehmen muss, dass ihn seine zweite Hälfte fortan via Satellit überwachen möchte. Der MDR gibt natürlich unverhohlen zu verstehen, dass all denen, die schon die vermeintlichen „Fehler“ im Weihnachtsgeschenkebunker liegen haben, noch reichlich vierzehn Tage verbleiben, um den Plunder gegen wirklich passende Geschenke umzutauschen.
Leider konnte ich die bestimmt weit aussagekräftigere Abendsendung zum Thema nicht mit verfolgen, weil im Zittauer Kronenkino ein wertvoller Film über „Tatort Internet! Wie schützen wir unsere Kinder“ gezeigt werden sollte. Die möglichen Auswirkungen des Internet auf die heranwachsenden Kinder und Jugendlichen und die anschließende Diskussion mit dem Polizeichef Conni Stiehl, interessierten mich in dem Fall mehr als der Radiogeschenkefehlermacheservice des MDR. Der amerikanische Film „Trust – Die Spur führt ins Netz“ gab in beängstigender Weise Aufschlüsse über die Hilflosigkeit der Gesellschaft gegenüber den brutalen Folgen unkontrollierten Medienkonsums – oder anderer Suchtmittel – bei Minderjährigen.
Oh du röhliche, oh du selige… Die Frage darf erlaubt sein, ob es denn normal ist, dass einige wenige mit ihren gesundheitsschädlichen Erfindungen (Drogen) in kürzester Zeit ungeheuer viel Profit einfahren, während der breiten Masse – dem Steuerzahler – aufgebürdet wird, diesen Auswüchsen der sogenannten Freiheit mit riesigem Aufwand, unter Einsatz der Polizei, der Justiz, Netzwerken und Vereinen, gegen zu steuern.
Und schon mache ich es wie der MDR. Ich differenziere zwischen guten und schlechten Geschenken. Dabei bestimmt doch immer das Maß und die Sache über gut und böse, helfend oder vernichtend. Internet ist, wenn es seriös genutzt wird, eine hilfreiche und tolle Erfindung. Die Naturpflanze Hanf als Droge kann dem Menschen sehr hilfreich sein; die neue chemische Droge Crystal wohl eher nicht.
Ach wie schön waren doch die Zeiten, als es unter dem Weihnachtsbaum noch primitives – vielleicht sogar selbst gefertigtes Spielzeug gab und die Krippe für das Jesulein nicht mit goldenem Haar ausgepolstert war. Ich selbst bin jetzt völlig verunsichert. Eigentlich kann ich nur alles falsch machen, wenn ich an die Fläche unter dem Weihnachtsbaum denke. Was könnte ich meinen Lieben wohl darunter legen, ohne irgendwie anzuecken.
Vielleicht kann ich jedem mit einem prallen Säckchen „Zeit“ eine Freude machen. Das wäre doch etwas, worüber sich jeder in der Familie freuen würde. Aber dann wäre ich ein schlechter Schenker und knausriger Bundesbürger, denn die durchschnittlichen Ausgaben für Weihnachtsgeschenke pro Person liegen angeblich im Schnitt bei 230 Euro. Auf der anderen Seite gibt es das Sprichwort „Zeit ist Geld“. Was solľs, es ist ja noch eine Woche Zeit, um alles in die Reihe zu bekomme. In zwei Tagen mach ich am Adventskranz das dritte Lichtlein an und in drei Wochen werden die Tage schon wieder paar Minuten heller.
Also sehn wir das Ganze mal optimistisch!
Optimistisch können wir – soweit selbst beeinflussbar – als Hainewalde auch in die Zukunft blicken. Den Plan für 2012 haben wir erfüllt und fürs neue Jahr dürfte es keine größeren Turbulenzen geben. Bei allen Beteiligten an einem guten Abschluss für 2012, ob der Verwaltung in Großschönau, den mitwirkenden Firmen, den gut beratenden Gemeinderäten, den Mitarbeitern unseres Bauhofes und deren Helfern aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, den Vereinen und Verbänden, möchte ich mich für die geleistete Arbeit bedanken.
Dank natürlich auch allen Bürgern unseres Dorfes, für die Mitgestaltung unseres Ortslebens. Wir können von einer guten Substanz zehren.
Das größte Problem – den Bevölkerungsrückgang – können die Menschen nur selbst lösen und wenn, dann wird es Generationen dauern, bis wieder gesunde Verhältnisse eintreten werden. Aber das Phänomen trifft zum (Un-)Glück alle Industriestaaten. Kinder waren ja schon in der Weihnachtsgeschichte nicht unbedingt erwünscht.
Ich wünsche allen Lesern des Nachrichtenblattes ein besinnliches Weihnachtfest und für das neue Jahr Gesundheit und Frieden. Ein herzliches Dankeschön an Familie Kremnitz, die der Gemeinde den schönen Weihnachtsbaum für den Platz vor dem Gemeindeamt gespendet hat.
Ihr Jürgen Walther
Bürgermeister