Liebe Hainewalder, liebe Leser des Nachrichtenblattes,

Gemeindeblatt vom 15. Februar 2013

Aline Förster von der Tourist-Information im Naturparkhaus Waltersdorf präsentierte auf der „Grünen Woche“ den Tourismusstandort Großschönau und natürlich den „Naturpark Zittauer Gebirge“. Die Resonanz bei den Besuchern war ausgezeichnet und so können wir davon ausgehen, dass die Oberlausitz in Deutschland und der Welt wieder an Bekanntheit gewonnen hat. Foto: Jürgen Walther

Aline Förster von der Tourist-Information im Naturparkhaus Waltersdorf präsentierte auf der „Grünen Woche“ den Tourismusstandort Großschönau und natürlich den „Naturpark Zittauer Gebirge“. Die Resonanz bei den Besuchern war ausgezeichnet und so können wir davon ausgehen, dass die Oberlausitz in Deutschland und der Welt wieder an Bekanntheit gewonnen hat. Foto: Jürgen Walther

ehrlich gesagt kann ich der kalten Jahreszeit nicht mehr die Masse abgewinnen, nachdem es im Gerüst manchmal zwickt und zwackt – und das eben besonders im Winter. Allerdings bietet diese Jahreszeit auch besondere Freizeitangebote, die für interessierte Besucher eine sozusagen grüne Abwechslung in die sonst eher grauen Tage bringen. Hier meine ich u. a. die beliebte „Grüne Woche“ in den Berliner Messehallen, die jedes Jahr im Januar dort für Aussteller aus aller Welt ein breites Präsentationsspektrum bietet. Und wenn sie Ihren Nachbarn wieder mal sehen wollen, dann fahren sie zur „Grünen Woche“ und sie werden ihm begegnen. Damit möchte ich sagen, dass auch viele Hainewalder die „Grüne Woche“ nutzen, um sich über den neuesten Stand aus Land- und Gartenbau zu informieren.

Einen Vorteil bietet die lange Winterzeit: man kann mal räumen und stöbern; eben drin das machen, wofür einem schöne Sommertage zu schade sind. So bin ich doch kürzlich auf ein deutschlandweites Adressbuch von 1908 gestoßen, einem Werk mit satten fünf Kilogramm Gewicht und fast 3000 Seiten Inhalt.

Adressbuch von 1908 führt Hainewalde

So ein Adressbuch kann man heute mit den „Gelben Seiten“ als Branchenbuch vergleichen. Beim Abschnitt „Sachsen“ wurde ich neugierig, ob kleinere Orte, wie Großschönau oder Hainewalde, auch vertreten sind. Und siehe auf Seite 3981 ist Hainewalde zu finden als ein Ort mit 2561 Einwohnern, an der Bahnlinie Warnsdorf – Zittau liegend, mit Sparkasse, Siebfabriken, Webereien. Alphabetisch geordnet folgen dann die einzelnen Gewerke von A wie Ärzte bis W wie Webereien mit den betreffenden namentlich aufgeführten Gewerbetreibenden. Immerhin waren damals noch vier Gasthöfe und neun Restaurationen in Hainewalde ansässig. Sieben Bäcker und sieben Fleischer standen im Wettbewerb um den Appetit der Kunden. Zwei Barbiere hatten sich der „Schönmacherei“ verpflichtet und der Bürstenmacher Ungethüm belieferte wohl nicht nur die Friseure mit seinen borstigen Erzeugnissen. Eine echt spannende Geschichte…

Großschönau, mit damals 7600 Einwohnern, füllte als Indusriegemeinde natürlich gleich eine halbe Seite im Adressbuch und konnte mit Nebenzollamt, Webschule, Gewerblicher Fortbildungsschule, Gas- und Elektrizitätswerk, Zigarren-, Frottierwaren-, Kleiderstoff- und Möbelfabriken glänzen. Natürlich war bei den Webereien auch das heute noch berühmte Jacquard und Damast aufgeführt. Für die ausgeprägte Reinlichkeit der Großschönauer sprach die „Öffentliche Badeanstalt“ des Naturheilvereins. Paul Mahlkuch stellte das Bier für die „innere Reinigung“ her und was der Zahnkünstler Leonhardt fabrizierte, kann man nur ahnen. Die mechanische Weberei Fabian und Krause konnte sogar mit einer eigenen Schutzmarke aufwarten und ist damit im Adressbuch registriert. Auf alle Fälle hatten die Großschönauer mit der „Oberlausitzer Presse“ schon eine eigene Zeitung. Die hat mein Vater meines Wissens als Schüler 1920 in die Haushalte gebracht. So schließen sich Kreise zwischen einem Adressbuch und persönlicher Familiengeschichte. Einfach spannend!

Mein Dank gilt unserem ehemaligen Mitbürger Gottfried Menzel, der uns das gewichtige Adressbuch überlassen hat, damit auch unsere Nachfahren noch stöbern und staunen können. Es wäre schön, wenn alle Bürgerinnen und Bürger darauf achten würden, dass Zeugnisse regionaler oder speziell Hainewalder Geschichte nicht achtlos weggeschmissen werden. Oft sind es Unikate (Einzelstücke) und damit unersetzlich. Melden Sie sich bitte bei der Gemeinde oder unserem sehr rührigen Ortschronisten Rainer Buttig, wenn Sie interessante Stücke aus Ihren Sammlungen entbehren können und für die Nachwelt erhalten möchten. Ihre Nachkommen werden froh sein, wenn sie einst Familiengeschichte mit echten Beweisstücken aus der Vergangenheit untersetzen können.

Also bleiben Sie bitte recht aufmerksam und neugierig.

Ihr Jürgen Walther

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