Liebe Hainewalder, liebe Leser des Nachrichtenblattes,

Gemeindeblatt vom 17. Mai 2013

wie es zu erwarten war, hat der Gemeinderat am 29.04.13 der Beschlussvorlage zur Verbesserung der Breitbandversorgung in Hainewalde mehrheitlich zugestimmt. Dass 2 Megabit pro Sekunde am entlegensten Standort nicht die absolute Erfüllung sind, war klar. Dass wir den ersten Schritt zur Verbesserung der Lage gehen müssen, um später darauf aufzustocken, ist eine Erfahrung. Fördertatbestände sind nicht immer logisch und nicht immer zukunftsträchtig.

Das ist auch die Konsequenz einer Konferenz im Naturparkhaus Waltersdorf über Entwicklungschancen im ländlichen Raum aufgrund der Bevölkerungsentwicklung. Vor 15 Jahren wäre es nicht realistisch – besser fast strafbar – gewesen, über eine dezentrale Abwasserentsorgung an abgelegenen Wohnstandorten laut nachzudenken. Heute wird die vollbiologische Kläranlage von Minister Kupfer und Experten lauthals gepriesen und salonfähig gemacht. Auf einmal spielen die Erschließungskosten eine Rolle. Doch Vorsicht! Die Erschließungskosten sind nur die eine Seite der Medaille, die Betriebs- und Folgekosten die andere. In Thüringen gibt es bereits Bürgerproteste wegen der hohen Kosten biologischer „Kleinkläranlagen“, die nichts mehr mit herkömmlichen Dreikammergruben zu tun haben. Für Hainewalde stellt sich die Frage nicht mehr, weil alle Grundstücke im Ort an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen sind. Dadurch besteht derzeit Sicherheit. Probleme wird es mittelfristig geben, wenn immer weniger Einwohner die – bestimmt nicht fallenden – Kosten tragen müssen.

Das Problem hat aber auch der Besitzer der Kleinkläranlage, wenn er nur noch allein im Haus wohnt und trotzdem eine komplette Anlage betreiben muss. Ähnlich werden uns die Kosten der Abfallentsorgung zu schaffen machen, weil weniger Leute weniger Abfälle machen, die Verbrennungsanlage in Lauta aber immer gefüttert werden will. Womöglich besinnt sich die Wegwerfgesellschaft noch aufs Sparen und aktiviert die Wertstoffrückgewinnung; dann bricht das jetzige System völlig zusammen und Planungen der Vergangenheit erweisen sich als kurzsichtig und langfristig nicht bezahlbar.

Nach jetziger Gesetzeslage zur doppischen Haushaltsführung ist es absehbar, dass die Gemeinden in kurzer Zeit in finanzielle Schieflage geraten. Die Abschreibungen schlagen in Größenordnungen zu Buche und machen die Zukunft mehr als unsicher.

Dabei wird man geradezu bestraft, wenn in der Vergangenheit viel investiert wurde. Sollte es keine gesetzliche Nachbesserung geben, ist es mit der kommunalen Selbstständigkeit bald vorbei und die Gemeinden sind nur noch Bittsteller. In Thüringen hat das Land inzwischen reagiert und eine Korrektur vorgenommen. Ob Sachsen nachzieht ist fraglich. Unser gemeindlicher Haushalt wird erstmalig in meiner jetzt 19-jährigen Amtszeit im Juni beschlossen; dank der Doppik.

Soeben ist der Zuwendungsbescheid für die Anlage eines Stillgewässers an der Charlottenruh eingetroffen. Damit können wir alte Auflagen von Ausgleichsmaßnahmen im Umweltbereich erfüllen, einen Rückstaueffekt bei Hochwassersituationen für die Siedlung erzielen und obendrein ein interessantes Schauobjekt im Rahmen des Naturparkes schaffen. Und das bei 100-prozentiger Förderung. Das nebenbei das Frühstücksbüfett für unser Storchenpaar durch zahlreiche Wassertierchen erweitert wird, wirkt sich hoffentlich auf eine Erhöhung der Kinderzahl im Ort aus …

Spätestens ab Mai und dann bis in den Herbst hinein gibt es wieder jede Menge Festlichkeiten. Ein Höhepunkt dürfte das 80-jährige Bestehen des Waldstrandbades Großschönau werden. Wenn ich bedenke, dass mein Vater im Rahmen des Arbeitsdienstes dort beim Bau mitgewirkt hat, werden Erinnerungen wach. Wie froh waren wir als Kinder, dass wir das größte Waldstrandbad der DDR quasi vor der Tür hatten. Damit konnten wir richtig angeben. Heute haben wir ein schickes Hallenbad dazu. Eigentlich ist es doch schön hier! Oder?

Ihr Bürgermeister

Jürgen Walther