Liebe Hainewalder, liebe Leser des Nachrichtenblattes,

Gemeindeblatt vom 12. Oktober 2012

die Entscheidung zu einem Zusammenschluss der Gemeinden Großschönau und Hainewalde im Rahmen der Freiwilligkeitsphase und einer ausgelobten „Hochzeitsprämie“ von 100 Euro pro Einwohner (für Hainewalde) bis 31. Dezember 2012 ist in der Gemeinderatssitzung am 17. September gefallen. Die Mehrheit der Gemeinderäte stimmte gegen den Beschlussvorschlag, über das brisante Thema mit Großschönau überhaupt in Verhandlungen zu treten, also über das „Wie“ zu reden.

Sollte es im Rahmen möglicher Verhandlungen zu keinem gemeinsamen Nenner kommen, hätte jederzeit ein „Nein“ zu einem Zusammenschluss kommen können. Man hätte es jedenfalls versucht… Selbst ein Bürgerentscheid während der Findungsphase wäre ohne weiteres möglich gewesen.

Nun, das Ergebnis war eindeutig. Aus meiner Sicht zeugt es nicht von ausgeprägter Diplomatie und ich bin aus Gründen, die ich im Vorfeld genannt habe, nicht glücklich damit. Es gibt aufgrund der wesentlich höheren Verschuldung von Großschönau – die Schulden stammen aus den Jahren kurz nach der Wende – zwar rein wirtschaftliche
Argumente, die gegen einen Zusammenschluss sprechen. Allerdings hat die Nachbargemeinde in den letzen 12 Jahren mit strengen Bandagen daran gearbeitet, dass der Schuldenstand inzwischen im sächsischen Durchschnitt liegt.
Für Hainewalde war es jedenfalls bisher kein Nachteil, dass Großschönau einen Sparkurs gefahren ist. Mit Frau Urban haben wir eine gemeinsame Kämmerin, die, wie man so sagt, „di Pfenge zusomm hält“.

Unabhängig von der politischen Einheit im Rahmen gemeinsamer Grenzen und einer Verwaltung, die „ihren Ort“ verwaltet und sich damit noch besser mit den gemeinsam zu lösenden Aufgaben identifiziert, hätte ich mir einen weiteren Schub zur Zusammenarbeit der Großschönauer und Hainewalder Vereine vorstellen können. Die Probleme sinkender Mitgliederzahlen aufgrund der Bevölkerungsentwicklung sind gleich und meines Erachtens nur durch mehr Gemeinsamkeit zu lösen. Soweit zu „hätte“ und „wäre“…

Ab 1.1.2013: doppelte Buchführung in der Gemeindeverwaltung

Ein besonderes Argument gerade jetzt für einen Gemeindezusammenschluss zu plädieren, war die ab 01.01.2013 vom Freistaat Sachsen verlangte Einführung der Doppik (doppelte Buchführung; Anm. d. Redaktion). Dieser bürokratische Akt ist vom Arbeitsaufwand – einschließlich der entstehenden Kosten – enorm aufwendig und für Gemeinden, die seit 2010 an der Hochwasserfront kämpfen, kaum zu meistern. Zumindest eine Willenserklärung zum Zusammenschluss hätte der Verwaltung noch zwei Jahre Luft verschafft, um die nötigsten Hochwasserschäden zu beseitigen und dann die Doppik zu realisieren. Der Zeitdruck, den der Freistaat vorgibt, lässt nicht vermuten, dass die Kunde vom Lausitzhochwasser 2010 in Dresdener Regierungsvierteln schon angekommen ist. Dort zählt wahrscheinlich nur die Flut von 2002, wo die Beamten selbst nasse Füße bekommen haben.

Faschingsauftakt: GFC sagt Veranstaltung in Hainewalde ab

Die Zahl der Probleme sind durch unsere Entscheidung jedenfalls nicht weniger geworden. So bleibt es wohl den „Steinmüllern“ vom Grußschinner Faschingsclub überlassen, mit Biss und Humor auszuwerten, ob Großschönau mit Hainewalde überhaupt eine Ehe eingegangen wäre, wo doch die Hainewalder nicht einmal die berühmten Hüte haben, die den Kopf stolzer und höher tragen lassen.

Ich hoffe, dass die heute vom GFC erteilte Absage, die Faschingsauftaktveranstaltungen am 17. und 24. November wie angemeldet in der Turn- und Festhalle Hainewalde durchzuführen, nicht erste Ausläufer eines „mandauausufernen Tiefs“ sind. Mit Körben muss man leben können. Ich muss es auch. Mancher Bräutigam stellt sich etwas unbeholfen an und manche Braut ziert sich eben, bevor sie ihre Jungfräulichkeit aufgibt … Soweit zum Thema im Vorfeld des 11.11.

In dem Zusammenhang von mir und sicher vielen Hainewaldern dem Grußschinner Faschingsclub ein schallendes „Wundergroßschönau helau“ hinüber zur sagenhaften 40. Saisoneröffnung! Dass euch der Witz und der Humor nie ausgehen wird, dafür sorgt nicht zuletzt die Politik.

Ich wünsche den Lesern einen schönen bunten Herbst und denken Sie daran, auch die kalte Jahreszeit hat warme Seiten…

Ihr Jürgen Walther
Bürgermeister