Hainewalder Schloss erhält Originalmöbel
Von Holger Gutte
Das Kanitz-Kyawsche Schloss könnte jetzt in absehbarer Zeit vier Originalschränke zurückbekommen. Sie sind seit Jahrzehnten in der Mittelschule von Großschönau auf dem Boden eingelagert gewesen und so noch relativ gut erhalten. Kaum jemand hatte sich noch an sie erinnert. Der amtierende Leiter des Damast- und Frottiermuseums, Heiko Pavlik, schätzt, dass die Möbel wahrscheinlich in den 1930er Jahren dorthin kamen. Damals missbrauchten die Nazis das Schloss als Gefängnis beziehungsweise als KZ-Außenstelle.
Mir hatte schon mal bei einer Schlossführung im vergangenen Jahr eine ältere Frau erzählt, dass in der Schule noch alte Schränke vom Schloss stehen, erzählt Gabriele Großhans, die Vereinsvorsitzende vom Schlossverein Hainewalde. Aber irgendwie sind dann bei all dem Bemühen für die Sanierung und Veranstaltungsvorbereitungen die Recherchen im Sande verlaufen. Im Gedächtnis hat sie den Tipp aber behalten. Als sie dann einige Zeit später noch einmal von jemand anderem darauf hingewiesen wurde, war sie nicht mehr zu halten. Gabriele Großhans nahm sofort Kontakt zur Schule und zur Gemeinde auf.
Ich habe mir die Schränke selber angesehen. Aufgrund ihrer Bemalung stammen sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus dem Schloss. Zudem passen sie von ihrer Größe hier in kein Umgebindehaus oder in eine Villa, schildert sie. Die Schlossbesitzer hätten schon sehr darauf geachtet, dass bei der Malerei im Gebäude sich die heimischen Gewerke widerspiegeln. Die Schränke sind mit Bauernmalerei aus dem Rokoko versehen. Auch Heiko Pavlik ordnet die Möbel deswegen zu 90 Prozent dem Schloss zu. Leider gibt es vom Schloss keine Fotos oder andere Bilder von der früheren Inneneinrichtung.
Möbel im Besitz der Gemeinde
Die Gemeinderäte haben sich jetzt auf ihrer jüngsten Sitzung auch dafür ausgesprochen, die Möbel wieder im Schloss unterzubringen. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass sie dort trocken und sicher untergebracht werden können, sagte gestern Bürgermeister Frank Peuker.
Die Möbel sind im Besitz der Gemeinde. Wie hoch die Kosten für die Restauration der insgesamt vier Schränke sein werden, ist noch unklar. Auch, woher das Geld dafür kommen soll. Wir werden versuchen, wieder möglichst viele Spenden aufzutreiben, berichtet Gabriele Großhans.
Mit einem Waltersdorfer Tischlermeister, der die Restauration vornehmen soll, hat sie sich gestern gemeinsam auf dem Boden der Schule die Schränke angesehen. Er wird etwa 100 Arbeitsstunden je Schrank brauchen, erzählt sie. Vor allem die Standfestigkeit der riesigen und schweren Schränke muss wieder hergestellt werden. Aber auch an der Malerei wäre einiges zu tun. Drei Schränke sind immerhin drei Meter hoch und 2,20 Meter breit. Ein Eckschrank ist 1,90 Meter hoch und 1,20 Meter breit.
Gabriele Großhans kann sich schon gut vorstellen, wo die Schränke im Schloss stehen könnten. Im ersten Obergeschoss rechts und links vom Grünen Salon hätten sie bestimmt einen schönen Platz, sagt sie. Auf ein Wort
Quelle: SZ-Online vom 11.05.2011
Kommentar von Holger Gutte
über den Erhalt eines bedeutenden Kulturgutes
Ausdauer und Engagement zahlen sich aus. Das zeigt sich jetzt auch am Beispiel des Hainewalder Schlosses. Die Gemeinde könnte angesichts klammer Haushaltskasse das Kulturgut auch so verwalten, bis es sozusagen im Laufe der Zeit in sich zusammenfällt. Und die Mitglieder des Schlossvereines könnten sicherlich ihre Freizeit auch anders verbringen, als sich so engagiert für den Erhalt des Schlosses einzusetzen. Aber sie tun es zum Glück nicht, weil ihnen dieses Kulturdenkmal am Herzen liegt. Da kommen solche Botschaften über den Fund von Möbeln und die nun in Aussicht stehende Rückführung ins Schloss gerade Recht. Es ist eines von vielen Puzzleteilen, die sie für ihr großes Vorhaben noch zusammensetzen müssen. Und mal ehrlich, wenn Gemeinde und Verein beim Schlossfest im nächsten Jahr vier große Original-Schränke den Besuchern präsentieren könnten das wäre doch toll. Es lässt uns hoffen, dass sich vielleicht noch mehr Utensilien aus dem Schloss anfinden. Dank eines Oybiners sind nämlich vor nicht allzu langer Zeit auch zwei Klapptüren wieder ins Schloss gekommen. Die hatte er zu DDR-Zeiten, als sie zweckentfremdet waren, gerettet.