Ist das “Sächsische Sanssouci” bald gerettet?

Von Thomas Mielke

Nach zehnjährigem Ringen um das Hainewalder Schloss keimt wieder Hoffnung. Ein neuer Investor will das “Sächsische Sanssouci” kaufen und rekonstruieren. Sogar ein detailliertes Konzept hat der Unbekannte schon ausarbeiten lassen.

Anstelle des erkrankten Investors war der Görlitzer Immobilienmakler Frank Hentschel am Donnerstag zur Großschönauer Gemeinderatssitzung gekommen. Er warb für den Verkauf der Immobilie und stellte das Nutzungskonzept vor. Demnach soll das Schloss zum Zentrum eines internationalen Schulungszentrums ausgebaut werden, ließ der namentlich nicht erwähnte Investor wissen. Dort sollten junge Menschen im ökologischen Bauen und im ökologischen Landwirtschaftsbetrieb unterrichtet werden. Dafür werde eigens die gemeinnützige Stiftung “Euregio-Akademie-Umwelt” ins Leben gerufen. Und weil das Schloss allein für das ehrgeizige Großprojekt nicht reicht, will der Investor noch einen Hainewalder Dreiseithof und 20 Hektar Land erwerben. Die Verträge für diesen Kauf wären bereits unterschriftsreif, sagte Hentschel.Bis ins Detail sind alle Teile des Schlosses verplant. Im rechten Flügel soll ein Museum entstehen. Im linken Teil könnten die Wirtschafts- und einige Schulungsräume einziehen. Die Mitte des Schlosses soll allein den Schulungsräumen vorbehalten sein. Für den Turm sieht das Konzept eine Künstlerwohnung vor. Zusätzlich soll eine öffentliche Gaststätte in den ehemaligen Herrensitz integriert werden.Im Gegensatz zu früheren Null-Summen-Angeboten ist der Investor bereit, der Gemeinde Großschönau 10000 Mark für ihren Besitz zu zahlen. Gleichzeitig kündigte der Makler an, die vorerst geplante Rekonstruktionssumme von 20 Millionen Mark beschränkt auszuschreiben. Damit könnten die Bauaufträge in der Region bleiben. Außerdem stellte der Makler 30 bis 50 neue Arbeitsplätze in Aussicht. Sollte der Kauf zustande kommen, könnte das zehnjährige Ringen um das vom Verfall bedrohte “Sächsische Sanssouci” endlich beendet sein. Doch restlos überzeugt war der Großschönauer Gemeinderat noch nicht. Dass der Denkmalschutz keine Auflagen zur Rekonstruktion erteilen würde, wollten die Räte dem Makler nicht recht glauben. Die geplanten 20 Millionen für die Rekonstruktion erschienen ihnen ebenfalls durch frühere Konzeptionen als zu niedrig angesetzt. Auch die Stiftungskonstruktion und die beschränkte Ausschreibung für den Bau hinterließen nachdenkliche Gesichter. Man sollte nicht “aus Krampf einen Investor nehmen, ohne ihn beschnuppert zu haben”, warnte Jürgen Walther, Hainewalder Bürgermeister, vor übereilten Entschlüssen. Die letzten Zweifel der Großschönauer über das Unterschreiben des Kaufvertrags wird der Investor selbst ausräumen müssen. Wenn er, wie angekündigt, nach seinem Krankenhausaufenthalt persönlich vor den Gemeinderat tritt.

Quelle: SZ-Online vom 30.10.2000

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