Jungstörche kurz vorm ersten Flugversuch

Von Holger Gutte

Jungstörche kurz vorm ersten Flugversuch

Rainer Buttig ist ständig mit dem Fotoapparat in Hainewalde unterwegs. Als Ortschronist will er möglichst viel von dem, was in der Gemeinde passiert, für die Nachwelt in Wort und Bild dokumentieren. Logisch, dass Hainewaldes Storchenpaar ihm da sehr ans Herz gewachsen ist. Schon das Ankommen des Männchens hat der 70-Jährige im Frühjahr fotografiert. “Ein Bekannter lässt mich immer von seinem Dachfenster aus die Aufnahmen auf das Nest machen”, erzählt er. So kann er gut verfolgen, was sich im Horst abspielt.

Lange werden die Störche nicht mehr in Hainewalde sein. Immer Mitte August ziehen sie wieder gen Süden davon. Und die zwei Jungstörche üben jetzt schon fleißig das Flügelschlagen. In einigen Tagen werden sie ihre ersten Flugversuche unternehmen, schätzt Rainer Buttig.

Er ist froh, dass sich bei den Hainewalder Störchen in diesem Jahr nicht wieder das Drama von 2010 wiederholt. Da hat wahrscheinlich das Männchen die zwei Jungtiere in den Schornstein geworfen. Seit 2007 dokumentiert der 70-Jährige das Treiben der Störche in seiner Gemeinde. Früher gab es auch mal Störche auf einem Schornstein im Niederdorf. Aber der ist im vergangenen Jahr abgerissen worden.
Vor vier Jahren hat Rainer Buttig die so wichtige ehrenamtliche Arbeit von seinem Vorgänger Georg Bartsch übernommen. “Als alter Eisenbahner habe ich eine Chronik vom Eisenbahnwesen zwischen Mittelherwigsdorf und Oderwitz gemacht. Dabei bin ich auf den Geschmack gekommen, mich auch mit unserer Ortschronik zu beschäftigen”, erzählt er.

Seitdem ist er ständig in Hainewalde auf der Suche nach Interessantem für die Ortschronik. 14000 Fotos von seiner Heimatgemeinde hat er seit 2007 geschossen. Durch die digitale Fototechnik sind zuletzt natürlich wesentlich mehr als sonst zusammengekommen, schildert er. Auf dem Boden seines Umgebindehauses trägt er die Geschichte Hainewaldes akribisch zusammen. Alles fein säuberlich nach Themen geordnet. Rund 30 dicke Ordner über Hainewalde stehen dort jederzeit griffbereit für ihn, um immer wieder mal etwas nachlesen zu können. 360 Postkarten vom Ort hat er. Hinzu kommen noch Ordner mit Chroniker von den Nachbarorten oder Thematiken, die für Hainewalde eine Rolle spielen.

Auch über alle 130 Lehrer, die es einmal in Hainewalde gab, hat er so viel wie möglich zusammengetragen. “Man stößt immer wieder auf etwas, wo es sich lohnt nachzuforschen”, erzählt er. So hat er beispielsweise kürzlich eine alte Landkarte vom 20. Mai 1889 von Hainewalde erhalten, die ihn momentan mit am meisten beschäftigt. Hier ist nämlich auf dem Hutberg eine “Wetting-Baude” eingezeichnet. Selbst im Altbestand der Zittauer Christian-Weise-Bibliothek hat er nichts darüber finden können. Lediglich in einer alten Schrift ist er im Ort selbst fündig geworden. Aber auch da steht nur, dass es auf dem Hutberg einen Schankbetrieb gibt. “Ich habe auch bisher keinen Hainewalder aufgetrieben, der etwas darüber weiß”, sagt er. Wahrscheinlich sind die letzten Zeitzeugen, wie Fundamentsteine dem Steinbruch zum Opfer gefallen.

Quelle: SZ-Online vom 13.07.2011

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