Kaiserkrone-Gäste haben Jenix im Rücken
Von Mario Heinke

Tobias Krostack (27, links), Jan Linke (26), Ferdinand Hepper (27) und Jenny Böttcher (24) sind auf den neuesten Stuhllehnen in der Gaststätte "Kaiserkrone" dargestellt. Foto: Thomas Knorr
Jenny Böttcher ist es fast zu viel des Guten. “Es ist eine große Ehre, in einer Reihe mit großen Persönlichkeiten abgebildet zu sein”, sagt die 24-Jährige Sängerin von Jenix und lacht. Zu den großen Persönlichkeiten zählen auch Fidel Castro, Angela Merkel und Erich Honecker, die gemeinsam um einen der Tische stehend, auf den Stuhllehnen verewigt sind. Die Bundeskanzlerin passt wohl nicht ganz in die Runde der Altkommunisten, aber das spielt in der Hainewalder Kaiserkrone keine Rolle.
Bei der 70er-Jahre-Hitnacht am letzten Sonnabend spielten die Musiker von Jenix, ohne viel Technik, mit Akustikgitarren, vier Hits von Abba. Die Musiker waren ganz privat gekommen und hatten die Titel extra für diesen Abend einstudiert. Simone Stegner ist ein Fan der Band und kennt Jenny, Krosti, Happy und Jacko schon länger. Der Laden war bis zur Grenze der Belastbarkeit gefüllt, die Stimmung gut. Gegen 22 Uhr präsentierte Simone Stegner dann die Überraschung des Abends, die Einweihung der neuen Stühle mit den Konterfeis der jungen Musiker aus Zittau. “Das war ein schöner Abend, viele Gäste blieben noch bis nach Mitternacht”, so Stegner.
Die Zittauer Rocker sind durch ihr Debütalbum Kill the Silence im letzten Jahr deutschlandweit bekannt geworden, auf Anhieb mit Platz 43 der Deutschen Album Charts eingestiegen.
Im Moment arbeiten die Vier an einer neuen Platte, schreiben neue Songs und proben. Wann die neue Scheibe erscheint, ist noch unklar. Es soll auf keinen Fall wieder acht Jahre dauern, versichert Jenny Böttcher. Der Abstecher nach Hainewalde sei eine schöne Abwechslung gewesen, fügt die Frontfrau hinzu. Am 8. Juni sind die Musiker dann wieder live zu erleben, in Friedersdorf.
“Gäste, die zum ersten Mal zu uns kommen, haben immer gleich ein Gesprächsthema, wenn sie die Stuhllehnen sehen” meint Simone Stegner. 2005 hatte die Wirtin zum ersten Mal Figuren von Jürgen Spottke gesehen, die Idee mit den Stullehnen war geboren. Schon länger war die Hainewalderin auf der Suche nach einer Attraktion, nach etwas Besonderem, das ihr Lokal von den vielen anderen unterscheidet. Mit Jürgen Spottke fand sie den richtigen Partner.
Der Wilthener Holzgestalter hat schon über die Hälfte der 73 Stuhllehnen in der Gaststätte detailreich gestaltet. Die Stuhllehnen der IKEA-Stühle werden entfernt und durch eine neue, dreiteilige Rückenlehne aus weichem Lindenholz ersetzt, damit eine Wölbung entsteht. In das Lindenholz schnitzt der 70-jährige Spottke dann die prominenten Gesichter und bemalt diese. Fotos dienen hierbei als Vorlage. Da er einen IKEA-Stuhl benutzt, ist seine Technologie weltweit nutzbar, ergänzt Spottke, der in seinem Alter immer noch Spielplätze gestaltet und sich selbst einen “Ruhestandsverweigerer” nennt.
Die Promis auf den Lehnen sind im Stil von Karikaturen gefertigt. Stuhlgruppen mit Prominenten aus Politik, Musik, Film und Sport werden durch Sagengestalten der Oberlausitz ergänzt. In jeder Themengruppe ist eine Persönlichkeit aus Sachsen dabei. Bei den Komikern ist es Deutschlands bekanntester Pullunderträger – Olaf Schubert aus Dresden.
Für Simone Stegner geht die Saison jetzt erst richtig los, Himmelfahrt und Pfingsten sind die nächsten Höhepunkte. Die restlichen Stühle will die Wirtin thematisch weiter verarbeiten. Bekannte Trickfilmfiguren, wie der kleine Maulwurf aus dem Nachbarland, der an Gelbsucht erkrankte Homer aus der Zeichentrickserie Die Simpsons und auch der in den 70er Jahren beliebte Trickfilmheld Adolar aus der ungarischen Serie Heißer Draht ins Jenseits sind erst vor einiger Zeit dazugekommen.
Quelle: SZ-Online vom 28.04.2012