Mit originellen Ideen auf Nachwuchs-Suche
Von Jan Lange

Carolin Thieme und Sebastian Kriegel gehören zum Eckartsberger Nachwuchs am Hohlstrahlrohr. Ihre Jugendfeuerwehr verdankt die wachsenden Mitgliederzahlen unter anderem der Arbeitsgemeinschaft Brandschutz in der Grundschule. Andere Wehren haben weitere Wege und Mittel gefunden, um Nachwuchs zu werben.Foto: SZ-
Archiv/Thomas Knorr
Von alleine tritt heute kaum noch jemand der Feuerwehr bei. Da braucht es von den Wehren schon besondere Anstrengungen, um neue Mitglieder zu werben. Die einzelnen Löschtruppen leisten auf ganz unterschiedliche Art Überzeugungsarbeit.
Mit modernster Technik lockt man Mitglieder
Mit hochmoderner Technik zu arbeiten, macht den Feuerwehrleuten mehr Spaß. Davon ist der Olbersdorfer Wehrleiter Matthias Tschirner überzeugt. Seine eigene Wehr verfügt seit Kurzem über eine nagelneue Atemschutztechnik. Dies steigert wieder die Attraktivität der Feuerwehr. Mit 39 aktiven Kameraden ist die Olbersdorfer Wehr derzeit gut aufgestellt. Auch die Jugendwehr in Olbersdorf gehört nach Aussage von Jörg Finger vom Kreisfeuerwehrverband Löbau-Zittau zu den aktivsten in der Region. Für eine moderne Ausstattung der Feuerwehr wurde in Olbersdorf über die Jahre immer wieder investiert. Wir haben früher als andere Wehren ein neues Depot gebaut und neue Fahrzeuge angeschafft, berichtet Tschirner. Der Grundstein für eine attraktive Löschtruppe sei also schon vor Jahren gelegt worden. Man muss aber immer wieder am Ball bleiben, meint der Wehrleiter.
Neue Mitglieder dank starker Öffentlichkeitsarbeit
Schon bei den Kleinen setzt die Großschönauer Wehr mit ihrer Werbung an. Sie ist bei Kita-Festen präsent, wie auch bei Badfesten. Und die Schüler der Grund- und Mittelschule können bei Projekttagen die Feuerwehr hautnah erleben. Darüber hinaus wurde 2009 in der Mittelschule das Ganztagsangebot Jugendfeuerwehr ins Leben gerufen. Dank dieser intensiven Öffentlichkeitsarbeit konnte die Großschönauer Jugendwehr in den zurückliegenden drei Jahren etwa acht neue Mitglieder gewinnen, derzeit ist die Nachwuchsabteilung 22 Kinder stark.
Eine AG Brandschutz existiert auch in der Grundschule Mittelherwigsdorf. Hier konnte vor allem die Ortswehr Eckartsberg davon profitieren, die Mitgliederzahl der Jugendtruppe wurde verdoppelt.
Originelle Werbung bringt Wehren ins Gespräch
Die Lawalder Feuerwehr hatte vor gut drei Jahren eine eigene Werbeaktion gestartet, um neue Mitstreiter zu finden. Dafür erhielten sie eine Auszeichnung vom Innenministerium. Die Werbemaßnahme hatte für reichlich Gesprächsstoff gesorgt und diente unter anderem als Vorbild für die vom Innenministerium initiierte sachsenweite Aktion Helden gesucht.
Landesweite Werbeaktionen bringen wenig
Dass Massenwerbung kaum etwas für die einzelnen Wehren bringt, findet Jürgen Reichel von der Gemeindeverwaltung Leutersdorf. Aktionen vom Land wie Helden gesucht verpuffen, glaubt er. Nur in persönlichen Gesprächen könne man auf die Feuerwehr aufmerksam machen. So habe die Leutersdorfer Wehr die Zahl ihrer Aktiven mit über 50 halten können.
Sachsens Innenministerium bewertet seine eigene Aktion natürlich ganz anders. Sie sei ein Erfolg gewesen, erklärt Pressesprecher Lothar Hofner. Nach dem Tiefpunkt der Jugendwehren im Jahr 2008 mit knapp unter 10000 Mitgliedern, liegt die Zahl inzwischen sachsenweit wieder bei rund 11200. Dies rechnet das Ministerium auch der Aktion Helden gesucht zu. Und noch immer gebe es Nachfragen nach Werbematerialien. Selbst aus anderen Bundesländern wollen Feuerwehren die Aktion übernehmen, Anfragen gebe es laut Hofner sogar aus dem Ausland unter anderem aus Skandinavien.
Auch Jörg Finger sieht durchaus positive Effekte der Werbeaktion. Gleichzeitig ist er aber überzeugt, dass ohne Aktivitäten in den einzelnen Wehren nichts passiert.
Vergünstigungen machen Mitgliedschaft attraktiv
In Seifhennersdorf können aktive Mitglieder der Feuerwehr seit ein paar Jahren kommunale Einrichtungen wie das Museum, den Silberteich oder die Stadtbibliothek kostenlos nutzen. Der Stadtrat wollte mit dieser Entscheidung die geleistete Arbeit der Feuerwehrleute honorieren. Die Möglichkeit, kostenlos das Freibad zu nutzen, werde nach Aussage von Bürgermeisterin Karin Berndt von den Brandlöschern gut genutzt.
In Lawalde können die -Mitglieder der Feuerwehr das örtliche Fremdenverkehrsamt für private Feierlichkeiten kostenfrei nutzen.
Auch die Bernstädter Wehr hatte solche Vergünstigungen für ihre Kameraden schon einmal angesprochen bislang kam es noch zu keinem entsprechenden Beschluss des Stadtrates.
Finanzielle Anreize stärken Einsatzbereitschaft
Die Gemeinde Hainewalde gibt den Feuerwehrkameraden einen Zuschuss, wenn sie den Lkw-Führerschein machen. Der Zuschuss ist etwa ein Viertel der Gesamtkosten. Im Gegenzug verpflichten sich die Brandlöscher für mindestens zehn Jahre in der Wehr zu dienen. Bisher wurde es nur einmal praktiziert. Voraussetzung, um überhaupt in den Genuss des Zuschusses zu kommen, ist eine bestandene Grundausbildung, die bis zu zwei Jahre dauern kann. Der Zuschuss ist also eher dafür gedacht, die Einsatzbereitschaft zu erhöhen, als neue Mitglieder zu gewinnen.
Wehren gewinnen Mitglieder aus Jugendtruppe
Das kann Roland Zachmann von der Bernstädter Feuerwehr nur bestätigen. Rund 80 Prozent der neuen Mitglieder in der aktiven Abteilung haben zuvor bereits in der Jugendfeuerwehr mitgemacht. Nur 20 Prozent der Neulinge sind schon Erwachsene. Meist waren sie vorher bereits in anderen Feuerwehren dabei und stoßen durch Umzug zur Bernstädter Löschtruppe hinzu.
Quelle: SZ-Online vom 30.07.2012