Großschönau / Hainewalde, Samstag, 28.09.2013

„Das Tischtuch ist zerschnitten“

Nach den schweren Vorwürfen von Frau Just vom Förderverein des Schlosses sprach die SZ mit Bürgermeister Frank Peuker.

Von Holger Gutte

Zwischen dem Verein zur Erhaltung des Baudenkmales und der Gemeinde Großschönau als Eigentümer des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses Hainewalde ist jetzt eine Menge zu Bruch gegangen. Gemeinderäte und Bürgermeister sind empört.

Frank Peuker ist Bürgermeister von Großschönau.Foto: SZ-Archiv

Frank Peuker ist Bürgermeister von Großschönau.Foto: SZ-Archiv

Herr Peuker, der Förderverein für das Schloss hat jedes Jahr einen Fördermittelantrag neu bearbeitet. Die Gemeinde Großschönau soll aber in den letzten Jahren nie einen abgegeben haben?

Das stimmt nicht. Das ist einfach falsch. Man kann nicht jedes Jahr einen Antrag stellen, wenn sich die Maßnahmen über mehrere Jahre hinziehen, so wie die Sicherung des Ostflügels. Und man muss auch den Eigenanteil stemmen können und die Projekte müssen auch von der Verwaltung umgesetzt werden. Hier geht es nicht um eine Sanierung, sondern um eine Notsicherung des Denkmals.

Einer Notsicherung schließt sich doch aber eine Sanierung an?

Nein. Es gibt für das Schloss kein tragfähiges Nutzungskonzept. Es geht erst einmal nur darum, das Schloss zu sichern und für nachfolgende Generationen zu erhalten.

Spielt im Engagement der Gemeinde die Standortfrage ein Rolle? Es steht ja nicht in Großschönau?

Das ist völlig kleinkariert, und wäre auch sehr kurzsichtig gedacht. Der Großschönauer Gemeinderat hat alle Sicherungsmaßnahmen in den letzten Jahren sehr konstruktiv, aber auch kritisch begleitet. Schließlich geht es dabei um die Verwendung von Steuergeldern.

Vonseiten des Fördervereins zur Erhaltung des Schlosses kommt aber der Vorwurf, dass sie in den Gesprächen mit der Gemeinde und Ihnen auf Gleichgültigkeit stoßen.

Das ist eine bösartige Unterstellung vor allem gegenüber unseren Mitarbeitern in der Verwaltung. Im Übrigen konnten wir in den letzten Jahren Frau Just noch nie im Gemeinderat begrüßen.

Hätte Großschönau wirklich vor vier Jahren für das Hainewalder Schloss 3,5 Millionen Euro über Fördermittelprogramme erhalten können? Konnte oder wollte Großschönau den Eigenanteil dafür nicht aufbringen?

Auch diese Behauptung ist völlig aus der Luft gegriffen. Noch einmal: Eine Sanierung des Schlosses ohne Nutzungskonzept kann es nicht geben. Woher Frau Just diese Zahlen nimmt, kann ich in keiner Weise nachvollziehen.

Sind in diesem Jahr Fördermittel beantragt worden?

So wie besprochen, bereits im Frühjahr. Der Förderverein, also auch Frau Just, ist immer über den Stand der Fördermittelanträge bei der Landesdirektion informiert worden. Natürlich muss im Zuge der weiteren vorbereitenden bautechnischen Untersuchungen der Antrag präzisiert werden. Das erfolgt zur Zeit – so liegt ja beispielsweise das Holzgutachten erst seit September vor. Und das sagt nun aus, dass die Holzbalkendecken im Mittelbau nicht zu erhalten sind. Sie müssten durch Stahlbetondecken ersetzt werden. Dafür muss aber der Denkmalschutz zustimmen. Es ist halt ein kompliziertes Förderverfahren und ein anspruchsvolles Bauwerk. Wir haben hierfür 400.000 Euro beantragt, die wir mit vernünftigen Maßnahmen zur Sicherung des Schlosses untersetzen müssen.

Und sind die 400 000 Euro Ende nächsten Jahres verloren, wenn sie nicht investiert werden?

Das Umsetzen der Sicherungsarbeiten im nächsten Jahr sollte kein Problem für uns sein, wenn unser Förderantrag bis zum Jahresende bewilligt wird. Zuvor sind noch der konkrete Umfang der Sicherungsmaßnahme, der Bauablauf zu klären und dann die Ausschreibungen auf den Weg zu bringen.

Wie können die Gemeinde, Sie und der Förderverein nach solchen Differenzen noch zusammenarbeiten?

Dieser verbale und bösartige Angriff gegen uns hat uns schon sehr überrascht. Die Gemeinde wird sich weiter verantwortungsvoll um das Schloss bemühen. Im Gemeinderat werden wir uns über die weitere Zusammenarbeit mit dem Verein eine Meinung bilden. In Großschönau gibt es 36 Vereine und Initiativen, mit denen wir alle eng und vertrauensvoll umgehen. Frau Just hat das Tischtuch zerschnitten. Nun liegt es am Förderverein, zu prüfen, wie ein Neustart möglich ist. Unabhängig davon erwarten wir von Frau Just eine öffentliche Entschuldigung.

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