Hainewalde, 26.09.2013

Verzögert Großschönau die Schlosssanierung?

Christine Just vom Förderverein sagt, dass im Oktober 2014 die Turmhaube saniert sein wird. Allerdings nur, wenn alle an einem Strang ziehen.

Von Julia Kluttig

Christine Just, Mitglied des Fördervereins zur Erhaltung des Hainewalder Schlosses, zeigt die maroden Decken: „Es ist wichtig, dass bald etwas passiert. Ansonsten fällt womöglich das gesamte Schloss noch ein. Das würde manchen in der Gemeinde Großschönau gefallen.“ Foto: Thomas Knorr

Christine Just, Mitglied des Fördervereins zur Erhaltung des Hainewalder Schlosses, zeigt die maroden Decken: „Es ist wichtig, dass bald etwas passiert. Ansonsten fällt womöglich das gesamte Schloss noch ein. Das würde manchen in der Gemeinde Großschönau gefallen.“ Foto: Thomas Knorr

Mit dem 20-jährigen Jubiläum des Fördervereins zur Erhaltung des Schlosses Hainewalde hat der Verein eigentlich einen Grund zum Feiern. Eigentlich, denn der Förderverein ringt weiter um finanzielle Mittel für die Notsicherung des zu Großschönau gehörenden Schlosses.

Christine Just, Vorstandsmitglied des Vereins, spricht über den Kampf mit Frank Peuker (SPD), Bürgermeister von Großschönau und über die Zukunftspläne des Schlosses. Denn mit dem Aufsetzen der Turmhaube könnte erstmals ein weithin sichtbares Zeichen gesetzt werden.

Frau Just, wie realistisch ist der Plan, dass Anfang März nächsten Jahres die Arbeiten für die Aufsetzung der Turmhaube beginnen sollen?

Gute Frage, also wenn ich ehrlich bin, ist der Plan realistisch. Aber ich will erst einmal den Verlauf der Vorbereitungen für die Baumaßnahmen abwarten.

Wie verlaufen die Bauarbeiten denn?

Vorbereitende Maßnahmen werden vom Verein schon getroffen. Beispielsweise sind wir letzte Woche mit dem Kran, der die Turmhaube richten soll, auf den Weg zum Schloss stecken geblieben.

Es gestaltet sich also schwierig?

Nicht unbedingt, die Sanierung der Turmhaube ist kein Problem. Die Kosten werden dankenswerterweise von einer Dachdeckerfirma übernommen. Es bedarf nur alles einer ordentlichen Organisation. So müssten die vielen feuchten Wege rund um das Schloss befestigt und trocken gelegt werden, damit der Kran zum Schloss fahren kann und eben nicht stecken bleibt.

Also müsste die Gemeinde Großschönau, Eigentümer des Schlosses, noch mehr investieren?

Nein, es müsste nicht mehr investiert werden. Wir haben den mündlichen Bescheid für die 400.000 Euro erhalten. Sprich 200.000 Euro vom Bundesprogramm für Notsicherung von Denkmälern und 200.000 Euro vom Freistaat Sachsen. Die 400.000 Euro werden nun ausgeschüttet. Davon sollen die Sanierung der Decken und die Aufsetzung der Turmhaube finanziert werden. Die Turmhaube soll allerdings das Sahnehäubchen sein. Zuvor müssen aber die Decken des Schlosses saniert sein. Denn der Turm kann nur auf das Schloss gesetzt werden, wenn die Statik stimmt.

Sind die versprochenen 400000 Euro inzwischen eingetroffen?

Leider nicht.

Die symbolische Checkübergabe mit den CDU-Abgeordneten Kretschmer, Meyer sowie Bürgermeister Peuker (SPD) war doch aber schon im Juni.

Derartige Veranstaltungen nimmt man natürlich gern mit, hier kann man sich toll präsentieren.

Und nun?

Wir haben jedes Jahr den Förderantrag neu bearbeitet. Allerdings muss die Gemeinde Großschönau den Antrag auch abgeben. Das ist in den letzten Jahren nie passiert. Nur durch die Mitarbeit und das Unter-Druck-Setzen mit Hilfe der Bundes- und Landtagsabgeordneten Michael Kretschmer und Stephan Meyer ist es dieses Jahr endlich dazu gekommen, dass wir die 400.000 Euro erhalten werden.

Wie kann es sein, dass der Antrag von Ihnen bearbeitet, aber dieser jahrelang von der Gemeinde Großschönau nicht gestellt wurde?

Die Gemeinde Großschönau war sieben Jahre mit anderen Bauvorhaben und den Flutopfern beschäftigt. Da setzt man ganz klar andere Prioritäten. Das verstehe ich.

Aber warum dauerte es dennoch so lange, bis endlich etwas passiert ist?

Die Förderanträge wurden von der Seite des Vereins immer vorbereitet. Sie müssen wissen, dass das immer eine große Arbeit ist, Angebote einzuholen und zu prüfen. Das muss ja alles seine Richtigkeit haben.

Heißt das, dass die Gemeinde Großschönau kein Interesse am Schloss hat?

Das heißt es wohl, leider. Das Interesse seitens der Gemeinde ist einfach nicht da. Das Schloss steht in Hainewalde und nicht in Großschönau. Sie würden es gutheißen, wenn das Schloss verfällt.

Was haben Sie gemacht, damit das Interesse geweckt wird, damit sich Bürgermeister Peuker dafür interessiert?

Wir versuchen natürlich die Bevölkerung zu animieren, sich dafür einzusetzen. Das zeigt auch das Interesse der Leute am Schloss, über die Ortsgrenzen hinaus.

Das muss doch auch die Gemeinde realisiert haben. Hier geht es schließlich um ein Kulturobjekt, das erhalten werden muss.

Sicher, sicher. Ich war öfter im Gemeindeamt, um mit dem Gemeinderat und Herrn Peuker zu sprechen. Streit ist da schon fast an der Tagesordnung. Meine Vorgängerin, Gabriele Großhans, hat diesen Kampf schon ausgeübt und das rigoros. Ich versuche, die Gespräche auf einer anderen Ebene zu führen. Doch das ist an manchen Tagen schwer. Ich kämpfe mit Herzblut für das Schloss und stoße auf Gleichgültigkeit.

Ein Kampf David gegen Goliath?

Ein Kampf wie bei David gegen Goliath ist es eigentlich nicht, wenn die Gemeinde die Lage endlich einsehen würde. Der Streit mit dem Bürgermeister Peuker und dem Gemeinderat Großschönau kostet mich eine immense Kraft und auch Nerven.

Bisher ging es immer nur um die Notsicherung des Schlosses. Wann wird endlich von Sanierung gesprochen?

Vor vier Jahren hätten wir von Sanierung reden können. Da standen uns 3,5 Millionen Euro durch die verschiedensten Förderprogramme zur Verfügung. Die sind inzwischen verfallen, weil die Gemeinde die notwendige Arbeit und die Eigenmittel nicht stämmen wollte und vielleicht auch nicht konnte. Somit müssen wir erstmal weiter nur das Notwendigste sichern. Die Sanierung rückt in weite Ferne.

Wie soll es nun weiter gehen?

Es läuft alles sehr schleppend weiter, beispielsweise sind immer noch keine Förderanträge angekommen.

Wie ist das möglich?

Der Bürgermeister hat anscheinend Gründe dafür, dass er sie nicht unterschreiben oder abschicken will beziehungsweise kann. Ich weiß nicht, woran es liegt.

Die Konsequenz daraus ist welche?

Wenn nicht bald etwas passiert, dann gehen uns auch die 400.000 Euro verloren. Denn die müssen wir bis Ende nächsten Jahres investiert haben, dann ist auch das Förderprogramm beendet. Wir können von Glück reden, dass wir noch zwölf Monate Zeit haben, dieses Jahr wäre es nicht mehr möglich gewesen.

Sie wirken trotzdem sehr optimistisch.

Ja, wenn alles gut läuft, dann soll September 2014 die Turmhaube fertig saniert sein und auf dem Schloss montiert werden. Wir wollen damit auch ein Zeichen für die Bevölkerung und die Gäste setzen. Das Schloss wurde und wird auch in Zukunft nicht abgeschrieben. Zumindest nicht von uns.

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