Schön gepflegtes Umgebindeland
Von Holger Gutte
Häuser saniert, Straßen gebaut, Fabriken abgerissen – seit 1989 hat sich in der Region viel verändert. Heute: Großschönau und Hainewalde

Großschönau ist reich an Umgebindehäusern. Um sie zu erhalten, ist nach der Wende von den Besitzern viel investiert worden. Hinzu kommen unter anderem eine intakte Infrastruktur und gigantische Millionen-Projekte für den Straßenbau und das Abwasserkanalnetz. Fotos: M. Weber, E. Schumann, R. Buttig
Viel hat sich in Großschönau seit der Wende vor 25 Jahren verändert – zum Guten und zum Schlechten. In der Textilindustrie sind viele Arbeitsplätze verloren gegangen.
Dennoch ist es mit Frottana und Damino zwei Unternehmen aus der Branche gelungen, sich bis in die Gegenwart am Markt zu etablieren. Großschönau gehört zu den wichtigsten Textilstandorten Sachsens.
Nicht nur deswegen, sondern auch weil in der Gemeinde mit dem Deutschen Damast- und Frottiermuseum die Webgeschichte eindrucksvoll und anschaulich gepflegt wird, schmückt sich der Ort heute mit dem Zusatznamen Textildorf.
Das triste Grau-in-Grau aus DDR-Zeiten ist aus dem Ortsbild gewichen. Schmuck und farbenfroh sehen viele Umgebinde- und andere Häuser heute aus. Lange Zeit galt die Hauptstraße durch die Gemeinde als berüchtigte Holperstrecke. Nun ist sie vom Ortseingang bis zur Staatsgrenze zum tschechischen Varnsdorf grundhaft ausgebaut. Hier gibt es inzwischen nicht nur eine energiesparende Straßenbeleuchtung und neue Fußwege, sondern ebenso zwei Kreisverkehre.
Bis zur Wende ist hier auch kein Grenzübergang nach Varnsdorf gewesen. Heute gibt es neben diesem noch zwei touristische Übergänge an der Wache in Waltersdorf nach Dolni Svetla und in Herrenwalde nach Dolni Podluzi.
“Gerade auch grenzüberschreitend hat sich in Großschönau und in Waltersdorf viel verändert“, sind sich Bürgermeister Frank Peuker (SPD) und Ortsvorsteherin Karin Szalai einig. „Früher ist der Zug von Varnsdorf nach Liberec nur durchgefahren. Heute hält er ganz selbstverständlich“, sagt Peuker. Seit 2003 bilden Großschönau und Waltersdorf eine Gemeinde. 96 Prozent der Grundstücke sind an das zentrale Abwassernetz angeschlossen. 35 Vereine gibt es hier.
Ist früher schon das Waldstrandbad mit seinem Campingplatz ein beliebtes Ausflugsziel gewesen, so hat Großschönau mit der Eröffnung des Trixi-Hallenbades 1998 eine weitere Attraktion hinzubekommen. „Im ersten Jahr hatten wir 1999 im Feriendorf und auf dem Campingplatz 26.200 Urlauber. Inzwischen sind es wesentlich mehr. 2014 waren es rund 90. 000“, schildert Trixi-Geschäftsfürerin Annette Scheibe.
Hainewalde hat sich gut entwickelt

Es sind nicht nur die großen Projekte, die das Ortsbild von Hainewalde verschönert haben, sagt Ortschronist Rainer Buttig. Dazu gehören auch kleinere Plätze, die früher verwildert waren. Beispielgebend dafür steht für ihn der Parkplatz hinter der Eisenbahnbrücke. Er ist ein Schmuckstück geworden. Fotos: M. Weber, E. Schumann, R. Buttig
Auch in Hainewalde ist in den letzten 25 Jahren jede Menge geschaffen worden. „Wir haben allein 7,5 Millionen Euro in die Abwasserentsorgung investiert und 18 Kilometer Straßen gebaut“, erzählt Bürgermeister Jürgen Walther (parteilos). „Das wir die Grund- und die Mittelschule aufgeben mussten, sind natürlich Einschnitte in der Gemeinde, die nicht toll sind.“ Der einstige Schulneubau ist inzwischen eine schön sanierte Kindertagesstätte.
Und aus dem ehemaligen Ferien- und Ausbildungslager von Robur ist ein vor allem bei Kindern beliebter Eurohof geworden. Und nicht zuletzt werden seit Jahren große Anstrengungen vom Förderverein und der Gemeinde Großschönau zur Rettung des Hainewalder Schlosses unternommen. Im Mittelbau ist man mit der Notsicherung schon einen großen Schritt vorangekommen.
Quelle: SZ-Online vom 08.01.2015