Schönheitskur für den Schlosspark
Von Rolf Hill

Bestandteil des Parkseminars im Schloss Hainewalde, das mit EU-Geldern gefördert wurde, war auch ein Arbeitseinsatz im Schlossgarten. Dabei machten neben den Seminarteilnehmern auch zahlreiche Hainewalder mit. Johann Schmidt (20) aus Hainewalde entästet hier gerade die Lindenallee. Am gestrigen Sonntag unternahmen die Seminarteilnehmer zum Abschluss noch eine Exkursion nach Herrnhut und Umgebung. Foto: Mario Heinke
Im Hainewalder Schlosspark erinnert sich Landschaftsarchitektin Brigitta Wend an Gabriele Großhans. Es ist immer ein Wunsch von ihr gewesen, dass so eine Veranstaltung hier stattfindet. Schade, dass sie dieses Wochenende nicht mehr erleben kann. Brigitta Wend ist als Projektleiterin des Vereins Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße maßgeblich an der Organisation des ersten deutsch-tschechischen Parkseminars am vergangenen Wochenende auf dem Gelände rund um das Hainewalder Schloss beteiligt. Das ist auch für uns Neuland, berichtet sie. Bisher haben wir immer nur mit polnischen Partnern zusammengearbeitet. Deshalb freue sie sich natürlich, dass an diesem Wochenende auch Landschaftsgärtner und Parkpfleger aus Nordböhmen gekommen sind, deren Arbeitsbereich sonst die Gartenanlagen rund um die Schlösser Grabstejn (Grafenstein) und Sychrov (Sichrow) sind und die über fundierte fachliche Kenntnisse sowie praktische Erfahrungen verfügen.
Überall hinter dem Hainewalder Schlosskomplex hört man an diesem Sonnabendmorgen die Geräusche von Sägen, Äxten, Hacken und anderen Werkzeugen, mit deren Hilfe die mehr als 40 Teilnehmer dem Park wieder ein ansehnliches Bild verschaffen wollen. Neben Mitgliedern des Schlossvereins und Hainewalder Einwohnern trifft man hier übrigens auch Leute aus Berlin, Dresden, Halle und anderen Städten, die der Einladung des in Bad Muskau ansässigen Vereins gefolgt sind. Natürlich, so Brigitta Wend, könne diese kleine eintägige Schönheitskur nur ein erster Anfang sein. Der Schwerpunkt liege dabei vor allem auf der in den letzten Jahren stark vernachlässigten Lindenallee, wo ein Rückschnitt längst überfällig sei, und auf der sogenannten Englischen Partie. Hier haben wild wuchernde Büsche und Sträucher die Wege, auf denen dereinst die adligen Herrschaften lustwandelten, schon nahezu unkenntlich gemacht. Doch schon nach kurzer Zeit sind die alte Trockenmauer, bisher verborgene Stufen und der Verlauf so mancher verschlungenen Pfade wieder sichtbar. Ausgerüstet mit Beil und Handsäge ist auch Bürgermeister Jürgen Walther hier anzutreffen. Der Schlossverein habe sich natürlich seit Anfang an große Verdienste erworben, sagt er. Doch dabei sei es meist um die Rettung der Bausubstanz gegangen. Doch die Natur ergreife eben schnell Besitz von dem, was der Mensch unberührt lässt.
Aber es wird nicht ausschließlich mit Axt, Säge und Harke hantiert an diesem Wochenende. Zum Seminar gehört auch ein umfangreiches Vortrags- und Rahmenprogramm. Hatten die Teilnehmer bereits am Freitag einiges über die Entwicklungsgeschichte des Hainewalder Schlossgartens sowie historische Schlösser und Parks in Nordböhmen erfahren können, stellte Brigitta Wend am Sonnabendabend den ganzen im Aufbau befindlichen Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße vor. Ehrgeizige Ziele hat man sich dabei gesteckt. Das nächste große Projekt soll sich mit dem Hirschberger Tal, den Niederschlesischen Wäldern sowie angrenzenden Regionen der Landkreise Bautzen und Görlitz beschäftigen. Weitere Aktivitäten sind gemeinsam mit Studenten der TU Dresden für die Landesgartenschau 2012 in Löbau geplant.
Quelle: SZ-Online vom 14.11.2011