Sensationeller Fund unter Tage

Von Jan Lange

Der Hainewalder Ortschronist Rainer Buttig ist begeistert von den neu entdeckten Zinksärgen. Foto: Matthias Weber

Ortschronist Rainer Buttig

In der Kanitz-Kyawschen Gruft in Hainewalde wurden jetzt Särge entdeckt, die älter als die Grabstätte selbst sind.

Umsonst waren die Erdarbeiten keinesfalls, auch wenn der seit Langem vermutete Gang zwischen der Kirche und der Kanitz-Kyawschen-Gruft nicht gefunden wurde. Denn die Bauarbeiter stießen stattdessen jetzt auf etwas ebenso Interessantes: drei uralte Sarkophage.

Ein Sarg ist aus dem Jahr 1597

„Einer der Zinksärge stammt aus dem Jahr 1597“, berichtet der Hainewalder Ortschronist Rainer Buttig. Auch die anderen sind nicht viel jünger. Dies geht aus den gut erhaltenen Inschriften hervor. „Sie stammen damit aus der Zeit, bevor die Gruft und die Kirche erbaut wurden“, fügt der 67-Jährige hinzu.

Das Hainewalder Gotteshaus entstand 1711, die Kanitz-Kyawsche-Gruft vier Jahre später. Über die „Vorgänger“-Kirche ist bislang kaum etwas bekannt. Niemand weiß genau, wo sie gestanden hat. „Es könnte ohne Weiteres sein, dass sich an dem Standort der jetzigen Kirche auch die alte befand“, sagt Bürgermeister Jürgen Walther. Das einzige Zeitdokument ist ein alter Kupferstich mit einer Kirche, die nicht die heute vorhandene ist.

Ob die entdeckten Särge „Licht ins Dunkel“ bringen, ist noch unklar. Es könnte durchaus sein, so schränkt Buttig ein, dass sie schon einmal umgelagert wurden. Dafür spricht auch die Lage der Särge – der älteste befand sich oben, die beiden jüngeren darunter.

Eines hat der 67-jährige Geschichtsenthusiast inzwischen herausgefunden: die Herkunft der Särge. Was nicht ganz einfach war. Denn die Kirchenbücher von Hainewalde reichen nur bis ins Jahr 1652 zurück. „Im zweiten Band der ‚Adelsgeschlechter der Oberlausitz‘ bin ich schließlich fündig geworden“, erzählt Buttig.

In dem Sarg von 1597 wurde demnach Barbara von Braun, die mit dem Hainewalder Adelsherrn Christoph von Nostitz verheiratet war, begraben. Ihr beider Sohn, Christoph von Nostitz, der 1611 starb, liegt im zweiten Sarg. Und auch das Rätsel des dritten Fundstücks konnte der Ortschronist klären: Hier fand 1667 Christoph Ernst von Gersdorf seine ewige Ruhe.

Getötet beim Trinkgelage

Jener Christoph Ernst war der Sohn von Hans Bernhard von Gersdorf, der von Hans Ulrich von Nostitz 1622 bei einem Trinkgelage getötet wurde. „Für diese Tat erhielten die von Gersdorfs den Ort Hainewalde“, berichtet Buttig.

Noch ist nicht entschieden, ob die „schön bemalten“ Sarkophage restauriert werden. Zumindest wäre der Aufwand, so erklärt Jürgen Walther, deutlich geringer als bei den Prunksärgen der Kanitz-Kyawschen Adelsherrn. Die werden seit Frühjahr dieses Jahres in Ottendorf-Okrilla aufgearbeitet und sollen im Dezember in die Hainewalder Gruft zurückkehren. „Bevor sie wieder aufgestellt werden, wollten wir den Gang zur Kirche finden“, begründet Walther die Grabungen in der Gruft. Statt einem Stollen kam nun ein anderes, nicht weniger interessantes Stück Hainewalder Geschichte zum Vorschein.

Quelle: sz-online.de 19.11.2007

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