Vereine haben die „Gute Quelle“ sprudeln lassen

Von Rolf Hill

Etwa zehn Kilometer westlich von Zittau liegt im Tal der Mandau die Gemeinde Hainewalde. Das tatsächliche Alter der Gemeinde ist widersprüchlich. Während die einen Quellen eine erste urkundliche Erwähnung um 1272 verzeichnen, heißt es bei anderen, dass die tatsächliche Gründung des Dorfes 1326 stattfand. Mit den Siedlern kamen damals Handwerker und Händler ins Land. So ließen sich laut Chronikauszug neben Hausschlächtern, Haarbodenwebern, Malern, Milchhändlern, Gärtnern und Kohlehändlern auch Leute nieder, die für das leibliche Wohl ihrer Mitmenschen sorgen wollten.

 

Frank Gäbler, dessen Patentante Renate Hüttig ist, zeigt die ehemalige „Gute Quelle“ in Hainewalde, die heute ein Wohnhaus ist. Im kleinen Bild ist eine historische Ansicht des Gasthauses zu sehen. Foto: Thomas Knorr

Foto: Thomas Knorr

Die genaue Anzahl derer, die über Jahrhunderte hinweg ein Gasthausgewerbe in Hainewalde ausübten, ist nicht bekannt. Der 70-jährige Ortschronist Rainer Buttig jedoch schätzt die Anzahl auf um die 30. Ein Großteil von ihnen befand sich natürlich am rechten und linken Ufer der Mandau. Zu diesen gehörte seinerzeit auch die „Gute Quelle“ am Dammweg. Allerdings fanden sich keine Unterlagen darüber, wie alt diese typische Oberlausitzer Dorfkneipe wirklich gewesen sein könnte. Nicht einmal die 90-jährige Renate Hüttig konnte darüber Auskunft geben. Dabei wäre die rüstige alte Dame nahezu prädestiniert dafür, war sie doch elf Jahre lang die Ehefrau des letzten Wirtes, Fritz Pilz. „Wir heirateten 1939, als mein Mann noch im Kriege war“, erzählt sie. Natürlich sei sie da zu ihrer Schwiegermutter gezogen, die damals schon die Gaststätte hatte. Es war ein Dorfgasthof, wie man ihn überall finden konnte. Wenn man das Haus betrat, sei rechts ein Kolonialwarenladen gewesen. Später habe man so etwas wohl als „Tante-Emma-Laden“ bezeichnet, erinnert sich Renate Hüttig. Auf der linken Seite befand sich die Gaststätte selbst. „Da war nicht allzu viel Platz drin“, sagt die Rentnerin. „Vorn war der immer gut besetzte runde Stammtisch, dann noch ein kleiner für vier Personen und der große Zehnertisch.“ Geradeaus ging es dann zum Vereinszimmer. Das sei eigentlich von jeher das Wichtigste für die Wirtschaft in der „Guten Quelle“ gewesen. In erster Linie ging es hier um die Fußballer. Auf dem Sportplatz, der sich noch heute genau gegenüber oberhalb der Talstraße befindet, gab es für sie keinerlei sanitäre Anlagen. „Die hatten neben dem Gasthaus einen Holzschuppen gebaut, wo sie vor dem Spiel ihre Sachen auszogen“, erzählt Renate Hüttig. „Dann gingen sie über die sogenannten Schrittsteine, die man extra deswegen im dort recht flachen Bett der Mandau verlegt hatte, hinüber.“

Nach dem Spiel seien sie dann den gleichen Weg zurückgekommen, hätten sich in einfachen Schüsseln mit kaltem Wasser gewaschen, sich umgezogen und danach entweder den Sieg oder die Niederlage feucht-fröhlich ausklingen lassen. Vereine habe es in jener Zeit viele gegeben, erinnert sich Renate Hüttig. „Die waren zu irgendeinem festlichen Anlass angetreten, hatten aber vorher schon getrunken“, berichtet sie. „Der Hauptmann einmal sogar so viel, dass er ein falsches Kommando gab, und so standen alle Schützen plötzlich mit dem Gesicht zur Wand anstatt zur Mandau, wie es eigentlich sein sollte.“

Nach elf Jahren ging Renate Hüttigs Ehe mit Fritz Pilz in die Brüche. Dieser führte die „Gute Quelle“ bis zu seinem Tode im Jahre 1957 als Gaststätte weiter. Heute existiert das alte Gebäude am Ufer der Mandau noch als Wohnhaus.

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