Das diamantene Paar Johanna und Martin Heinrich, hier mit einem besonderen Geschenk: einem Gutschein aus Holz für einen Hänger voll Holz, gefertigt von den Familien Kahlert und Elsner. Foto: Thomas Knorr

Foto: Thomas Knorr

Von den Nachbarn gibt’s eine Fuhre Holz

Von Jan Lange

Hainewalde. Johanna und Martin Heinrich sind seit 60 Jahren verheiratet. Heute wird das Fest groß gefeiert.

Alle werden sie heute kommen, die drei Töchter, der Sohn, die acht Enkel und vier Urenkel, um Johanna und Martin Heinrich zur diamantenen Hochzeit zu gratulieren. Das Jubiläum selbst feierten die beiden bereits am Donnerstag, heute steht nun das große Familienfest ins Haus.

Kennengelernt hatten sie sich Anfang 1946. Damals kam Martin Heinrich als Gehilfe auf den Bauernhof seiner späteren Ehefrau, wo die beiden noch heute wohnen. Martins neun Geschwister kannte Johanna Heinrich schon vorher, da sich seine Großtante um Johanna und ihren Bruder kümmerte und gelegentlich mit den beiden Martins Familie in Zittau besuchte.

Mit zehn Jahren zum Onkel

Der heute 87-Jährige hatte zu dieser Zeit aber schon das Elternhaus verlassen. Als er zehn Jahre alt war, holte ihn sein Onkel auf seinen Bauernhof in Kemnitz. Vier Jahre – bis 1934 – blieb er dort, ging hier auch zur Schule. Anschließend kam Martin Heinrich zu einem Bauern in Wittgendorf, bei dem er 20 Mark im Monat verdiente. Sein Verdienst veranlasste ihn drei Jahre später, eine besser bezahlte Arbeit zu suchen, die er in einem Fuhrgeschäft in Rohnau fand.

1940 wurde er dann eingezogen und kam wenige Monate später nach Russland. In den letzten Kriegsmonaten verletzte ihn beim Rückmarsch in Ostpreußen ein Granatsplitter schwer am Arm und Kopf. In der Folge „durchwanderte“ er mehrere Lazaretts – bis er schließlich „wiederhergestellt“ war. Einige seiner Kameraden gingen damals in den Westen, Martin Heinrich entschied sich aber für die Heimat, die er zwei Jahre zuvor zum letzten Mal besucht hatte. In der Oberlausitz zurück, arbeitete er wieder in der Landwirtschaft – beim Zachmann-Bauern in Radgendorf. Von hier aus kam er dann nach Hainewalde. Seine Großtante hatte ihn empfohlen.

„Liebe auf den ersten Blick“ sei es zwischen ihm und seiner Johanna gewesen. Deshalb ließ die Hochzeit auch nicht lange auf sich warten: ein knappes Jahr nachdem sie sich das erste Mal getroffen hatten, gaben sie sich am 4. Januar 1947 das Ja-Wort.

Seit 1985 in Rente

Zusammen bewirtschafteten sie in den Folgejahren den Bauernhof samt der dazugehörenden sieben Hektar Land, Johanna zog darüber hinaus noch die vier Kinder groß. Ende der 50er Jahre wurden die Ländereien in die LPG eingegliedert. Martin Heinrich begann in der Jungviehanlage in Bertsdorf als Heizer, Johanna arbeitete danach auf dem Feld.

1985 gingen die beiden in Rente – er war damals 66, sie gerade 60 Jahre geworden. „Als Rentner konnten wir unsere Tochter besuchen, die seit Mitte der 80er Jahre im Westen lebte“, berichten die Heinrichs. Außerdem gingen sie auch weiterhin dem Kegelsport nach – wobei Johanna Heinrich nur im Rahmen von Vereinsfesten mitkegelte. Einen seiner frühen Pokale hat der 87-jährige Jubilar noch heute im Wohnzimmer stehen.

Auf dem kleinen Tisch neben der Schrankwand stehen auch die Geschenke und Blumen, die der Bürgermeister, der Pfarrer und die Nachbarn vorgestern vorbeibrachten. Von Letzteren bekamen die Heinrichs übrigens einen Gutschein aus Holz geschenkt. Den können sie für eine Fuhre Holz einlösen.

Quelle: sz-online.de 06.01.2007

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