Wie Hunde Kindern helfen

Von Romy Kühr

Wie Hunde Kindern helfen

Kevin kuschelt mit Hündin Nelly. Die Streicheleinheiten lassen die Kinder zur Ruhe kommen. Fotos: Matthias Weber (2)

Nelly sieht aus, als würde sie einfach nur den Tag genießen. Auf dem Rücken liegt die große, kräftige Hündin und streckt alle Viere in die Luft. Ein kleines Mädchen liegt daneben und krault ihr den Bauch. Doch was Nelly hier leistet, ist harte Arbeit. Sie ist Therapiehund und besucht mit ihrem Frauchen Franka Schönfelder aus Neugersdorf das Kinderheim in Hainewalde.

Julia, Lukas, Tim und Kevin sind mit dabei. Brav nimmt Nelly auf einem Hocker Platz und gibt zur Begrüßung Pfötchen. So beginnt jede Therapiestunde.

Seit diesem Jahr kommt Franka Schönfelder regelmäßig in das Kinderheim der Diakonie Löbau-Zittau. Dessen Leiterin Julia Werner ist begeistert. Sie hat selbst Tiere und ist überzeugt, dass die Gegenwart der Vierbeiner den Kindern sehr hilft. Auch ihr eigenes Pony ist öfter hier zu Gast und seit einiger Zeit gibt es im Heim Kaninchen, um die sich die Bewohner kümmern müssen. „Sie lernen Verantwortung zu übernehmen“, nennt Pädagogin Julia Werner ein Beispiel, wie sich das Leben mit Tieren positiv auswirkt.

Im Hainewalder Heim gibt es eine Tagesgruppe – das sind Kinder, die nach der Schule in die Einrichtung kommen, damit sie versorgt sind, am Abend aber zu ihren Eltern zurückkehren. Darüber hinaus leben Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren in einer Heimgruppe hier. Sie haben entweder keine Eltern mehr oder wurden vom Jugendamt aus ihrem Elternhaus herausgeholt.

Franka Schönfelder (Mitte) unternimmt mit Lukas und Julia aus dem Kinderheim Hainewalde und ihren beiden Hunden Nelly (links) und Mini einen Spaziergang. Der Umgang mit den Therapiehunden stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder, verbessert die Motorik und das Sozialverhalten.

Franka Schönfelder (Mitte) unternimmt mit Lukas und Julia aus dem Kinderheim Hainewalde und ihren beiden Hunden Nelly (links) und Mini einen Spaziergang. Der Umgang mit den Therapiehunden stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder, verbessert die Motorik und das Sozialverhalten.

Viele der Kinder sind verhaltensauffällig. Lukas zum Beispiel hat große Probleme, sich auszudrücken und zur Ruhe zu kommen. Auch da kann der Umgang mit Tieren helfen, wissen Julia Werner und Hundebesitzerin Franka Schönfelder. „Man muss Hunden klar sagen, was man von ihnen will.“ Außerdem müssen die Kinder Franka Schönfelder immer genau erklären, was sie mit dem Hund machen wollen. Auch für die Motorik der Kinder hilft die Hundetherapie. Mit einem Hund macht es mehr Spaß, sich zu bewegen, durch Streicheln, einen Ball werfen oder fangen werden Grob- und Feinmotorik geschult. Und Heimleiterin Julia Werner ist überzeugt, dass die Hundetherapie das Selbstvertrauen ihrer Schützlinge stärkt. Mit einem großen Hund wie Berner-Sennen-Mischling Nelly umzugehen, dazu braucht es schon ein bisschen Mut.

Erfolgserlebnisse durch Ermutigung

Manchmal ist aber auch viel Feingefühl nötig. Das erfahren die Kinder heute. Denn auch Mini begleitet Franka Schönfelder zu den Therapiestunden. Die Hündin der Rasse Mini-Australian Shephard ist wesentlich zurückhaltender als ihre große Freundin Nelly. Mit Ziehen an der Leine erreicht der forsche Kevin da gar nichts. „Du musst sie freundlich ansprechen“, ermuntert Franka Schönfelder. Und so klappt es. Brav läuft Mini mit Kevin den Slalom-Parcours ab. Ein Erfolgserlebnis für beide, Kind und Hund.

Ausbildung für Hunde notwendig

Zurzeit kommt Franka Schönfelder mit Mini und Nelly einmal pro Monat ins Kinderheim. „Mehr können wir uns leider nicht leisten“, sagt Heimleiterin Julia Werner. Um die Förderstunden mit Hund überhaupt zu finanzieren, hat das Kinderheim einen Sponsor gefunden. Franka Schönfelder besucht mit ihren Hunden unter anderem auch schwerst Behinderte im Katharinenhof in Großhennersdorf. Hier arbeitet die Neugersdorferin hauptberuflich – die Arbeit mit den Hunden ist ein Nebenverdienst. Maximal einen Einsatz pro Tag kann sie mit den Vierbeinern absolvieren. „Für die Hunde ist das richtig Arbeit und Stress“, weiß sie. Für den Einsatz sind sie entsprechend ausgebildet. Nach der Grundausbildung, die jeder Familienhund genießen sollte, hat Franka Schönfelder mit Nelly und Mini Wesenstests absolviert.

Sich selbst hat die gelernte Heilerziehungspflegerin in Leipzig speziell für die Hundetherapie weitergebildet. „Die Hunde dürfen auf keinen Fall aggressiv reagieren, auch nicht auf etwas Ungewohntes“, nennt sie eine Voraussetzung, die ein Therapiehund mitbringen muss. Und menschenfreundlich sollten die Vierbeiner sein. Damit hat Nelly überhaupt kein Problem. Sie begrüßt jeden freundlich. Auch Franka Schönfelder wusste sofort, als sie die heute fünf Jahre alte Hündin als Welpe zu sich nahm: Das ist der richtige Hund für diesen Job. Als Tierfreundin und Heilpädagogin spielte die 49-Jährige schon länger mit dem Gedanken, einen Hund für die Therapiearbeit auszubilden. Früher bot sie schon therapeutisches Reiten an. Die kleine Mini holte sie später als ruhigen Gegenpol zur lebhaften Nelly dazu.

Kontakt

Kontakt: 03586 369811 oder frankasfeld@gmx.de

Quelle: SZ-Online vom 18.07.2012

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