Worte statt Flammen

Der Hainewalder Arzt Günter Krause wollte seine Zulassung aus Protest verbrennen. Es kam am Ende aber doch anders.

Von Anja Beutler

Günter Krause (2. v. l.) umringt von Journalisten in Dresden vor dem Sitz der Kassenärztlichen Vereinigung.  Foto: Meyer

Günter Krause (2. v. l.) umringt von Journalisten in Dresden vor dem Sitz der Kassenärztlichen Vereinigung. Foto: Meyer

Ganz so lutherisch ist der Protest des Hainewalder Landarztes Dr. Günter Krause dann doch nicht ausgefallen: Der Mediziner hatte angekündigt, an diesem Montag seine Zulassung öffentlich in Dresden vor der Tür der Kassenärztlichen Vereinigung zu verbrennen, um auf die schlechten Arbeitsbedingungen der Landärzte aufmerksam zu machen. Doch soweit ist es nicht gekommen. Denn anders als beim Reformator, der statt offener Ohren nur den Kirchenbann bekam, öffneten sich für Krause einige Türen in Dresden.

Der SZ bestätigte Krause, dass ihn am Montagmorgen gegen 8 Uhr die Kassenärztliche Vereinigung kurzfristig zu einem Gespräch eingeladen habe. Ein Termin im Sozialministerium in Dresden folgte auf dem Fuße. Den Eindruck, dass dies nur Alibi-Termine waren, hatte der Hainewalder nicht: „Bei beiden Gesprächen hat man meine Kritik sehr ernst genommen“, betont er. Krause hatte eine kurze Rede vorbereitet, in der er die hohe Arbeitsbelastung der Landärzte kritisierte, zu der zudem starre, nicht nachvollziehbare Vorgaben kämen, die eine Arbeit zum Wohl der Patienten erschwerten. Günter Krause befürchtet, dass immer mehr Mediziner künftig nur noch „Dienst nach Vorschrift machten“, weil die Situation sie massiv demotiviere. Noch fataler sei aber das Signal an junge Ärzte. Denn niemand werde sich unter diesen Bedingungen als Landarzt niederlassen. Seit er vor wenigen Tagen in der SZ erstmals seinem Unmut Luft gemacht hatte, habe er von zahlreichen Kollegen und auch von Patienten volle Unterstützung erhalten.

Sowohl mit der Kassenärztlichen Vereinigung als auch mit dem Sozialministerium war man sich nun darüber einig, dass alle Beteiligten an einem Tisch die Lage erörtern müssen: Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Landesregierung, Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen. Dabei sollen die größten Probleme eruiert und nach Lösungen gesucht werden. Einen genauen Zeitplan habe man noch nicht abgesteckt. Der 38-jährige Hainewalder Arzt ist aber optimistisch, dass sich zeitnah etwas bewegen wird. Dass die Landespolitik das Thema im Fokus hat, zeigte sich kurz nach den Gesprächsterminen: Der zuständige CDU-Landtagsabgeordnete Stephan Meyer aus dem Kreis Görlitz war bei den Gesprächen dabei und Michael Kretschmer, potenzieller Nachfolger von Ministerpräsident Stanislaw Tillich, nehme sich auch des Problems an, hieß es auf Facebook.

Quelle: SZ-online.de vom 1.11.2017

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