Wunderlicher Kirchbauer

Hainewalde wird für einen ruhmreichen Oberst zum Ruheort, aber auch zur Wirkungsstätte.

Als eine „ansehnliche Person im ersten Anblick“, bei der man bald erkannte „was man ihr vor Respekt schuldig sei, dessen bezaubernde Miene aber umso viel mächtiger war“, beschreibt eine Denkschrift Otto Ludwig von Kanitz.

Als sich Frau von Wehlen, die vor ihrer ersten unglücklichen Ehe Viktoria Tugendreich von Temritz hieß, mit ihm vermählte, diente der schneidige Oberst in der kursächsischen Kavallerie. Um 1700 fand die Hochzeit statt. Im Folgejahr verkaufte Viktoria Tugendreich ihre Ländereien und Besitzungen in Hainewalde, Spitzkunnersdorf und Oderwitz an ihren Gatten. Das alte Renaissanceschloss von Hainewalde kam so in den Besitz derer von Kanitz. Das Neue Schloss wurde erst von der nachfolgenden Generation gebaut.

Glücklich verheiratet

Otto Ludwig hatte zuvor in brandenburgischen und bayerischen Diensten erfolgreich gegen die Türken und Franzosen gefochten und sich einen Namen gemacht. Bis zu seiner Heirat nahm er an mehreren kursächsischen Feldzügen teil, reichte aber 1700 seinen Abschied ein.

Das Ehepaar, so schreiben es Chronisten, war sehr glücklich verheiratet. Und es engagierte sich für die Region. Nicht nur der Erhalt des um 1565 gebauten „alten“ Schlosses und der landwirtschaftlichen Güter lag ihnen am Herzen.

Otto Ludwig von Kanitz ließ zahlreiche Kirchen auf seine Kosten errichten, so die in Hainewalde selbst, in Niederoderwitz und Spitzkunnersdorf – alle nahe Zittau. Erklärt haben sich seine Zeitgenossen das für sie wunderliche Engagement damit, dass der Herr in seinen Soldatenjahren drei Kirchen zerstört hatte. Darum musste er wohl drei neue stiften. Seine Gattin hatte einst gelobt, ein Hospital in Hainewalde zu bauen, wenn sie aus ihrer unglücklichen ersten Ehe erlöst würde. Diesem Versprechen kam sie nach. Durch diese Maßnahmen schuf sich das Paar einen Ruf als Wohltäter.

Mit beträchtlichem Kostenaufwand widmete sich Otto Ludwig von Kanitz 1716 dem Bau einer Familiengruft, die bis heute erhalten ist. Außerdem gründete er die Kirchenbibliothek. In Kriegsdinge mischte sich der einstige Oberst nicht mehr ein. Als die Schweden 1706 die Oberlausitz belagerten, zog er sich mit seiner Frau zu Verwandten nach Halberstadt zurück und wartete dort auf friedlichere Zeiten.

Kinder hatte das Paar nicht. 1717 starb Viktoria Tugendreich. 1724 folgte ihr der Gatte. Zuvor hatte er noch die Großnichte Viktorias, Christiane Tugendreich von Kyaw, zu seiner Erbin bestimmt. Und sie war es auch, die mit ihrem späteren Gatten Samuel Friedrich von Kanitz den Grundstein für das Neue Schloss in Hainewalde legte – dem Paar schien das alte Renaissanceschloss doch nicht groß genug.

Quelle: sz-online.de 31.08.2007