Die Kanitz-Kyawsche Gruftkapelle in Hainewalde

(Beschreibungstext zur Gruft von 1987)

Wenn Fremde nach Hainewalde kommen, so bleiben sie oft sinnend und bewundernd vor der ehemaligen herrschaftlichen Gruft stehen, die seit einigen Jahren der Gemeinde als Leichenhalle dient.

Dieses bedeutenste Werk barocker Grabmalkunst der gesamten Oberlausitz soll örtlicher Überlieferung nach von italienischen Barockkünstlern aus Dresden errichtet worden sein. Neueste Forschungen haben allerdings den böhmischen Einfluß auf die Barockarchitektur und -skulptur als unverkennbar hingestellt und die allegorischen Gestalten mit Wahrscheinlich dem Bildhauer Franz Bühner aus Gabel zugeschrieben. Die Baukosten dieses Kunstdenkmals sollen höher gewesen sein als die der etwa gleichzeitig entstandenen Kirche, die sich nachweislich auf 11064 Taler beliefen.

Das Sandstein-Mausoleum wurde nach der 1870 in Leipzig erschienenen “Familienchronik des adligen und freiherrlichen Geschlechtes von Kyaw” vermutlich an derselben Stelle errichtet an der ursprünglich der Herrenhof von Hainewalde stand. Virmal trägt es in den Giebeldreiecken der vier Seiten, die Jahreszahl 1715 als vermutliches Entstehungsdatum eingemeißelt. Die Gesamtanlage, eine barocke Nischenarchitektur über quatratischem Grundriß erinnert unwillkürlich an die Pöppelmannschen Pavillons des Dresdner Zwingers, insbesondere an das etwa gleichzeitig entstandene Kronentor. Auf jeder Seite ist eine Tür (oder Scheintür mit Schrifttafel) von säulenartigen Nischenfiguren flankiert und über dem reich verkröpften Gebälk erheben sich Segmentverdachungen mit Liegefiguren. Zu höchst – im Schnittpunkt der durchdringenden Satteldächer die mit Wappen und kartuschentragenden in Voluten auslaufenden Blendgiebeln verkleidet sind – erhebt sich die Freifigur eines posauneblasenden Engels. Im Inneren ist (der Eingangstür gegenüber) das stuckmarmorgrabmal der beiden Stifter, Otto Ludwig von Kanitz (1661-1724) und seiner Gemahlin Viktoria Tugendreich geb von Kyaw (1657-1716) untergebracht. Ersterer ist kniend dargestellt mit hoher Perücke und in voller Rüstung. Am Sockel sind das Kanitzsche und Kyawsche Wappen angebracht.

Das Hauptinteresse konzentriert sich jedoch bei allen Betrachtern auf die 17 Sandsteinstatuen des Äußeren. Sie sollen, wie ihre lateinische Beschriftungen ausweisen, ein wohldurchdachtes allegorisches Programm im Sinne des Pietismus zur Anschauung bringen.

Für die Ausdeutung der einzelnen Figuren darf man sich im allgemeinen mit den Angaben Gurlitts in der “Beschreibung der älteren Kunstdenkmäler Sachsens” (Heft 29 Dresden 1906, S.35) zufrieden geben, obwohl sich bei der Abschrift der lateinischen Texte einzelne Unrichtigkeiten einschlichen.

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