Schauplatz Malerei

Von Silvia Stengel

Schauplatz Malerei

Die Malerin Iris Brankatschk in ihrem Atelier: Das Bild zeigt sie in ihrer nächsten Ausstellung im Schloss in Hainewalde bei Zittau. Der Spiegel ist eines ihrer Hilfsmittel, um ein Bild mit Abstand zu betrachten. Darin kann sie sehen, ob es auch seitenverkehrt wirkt. Foto: Wolfgang Wittchen

Eine Kohle-Zeichnung hat die Kunstwelt in Wallung gebracht. „Auf dem Fluss“ hieß das Bild von Iris Brankatschk, das jüngst bei einer Auktion in Neschwitz bei Bautzen versteigert wurde. Mit 60 Euro ging die Zeichnung ins Rennen. Es gab Bilder für 30 Euro, für die sich kein Käufer fand. Andere sind für den Einstiegspreis verkauft worden. Aber bei dem Bild von Iris Brankatschk gingen ständig die Hände in die Höhe. Ein Gebot folgte auf das andere, der Preis schnellte nach oben. Als er mehr als doppelt so hoch war, fiel der Hammer. Iris Brankatschk war selber nicht dabei, hat aber später mitbekommen, dass ihre Zeichnung für 150 Euro wegging.

Da steckt der Teufel im Bild

Angekommen ist noch nichts von der Kunstauktion bei Iris Brankatschk in Pließkowitz bei Bautzen. 40 Prozent erhalten die Künstler. 60 Prozent gehen an die Stiftung für Kunst und Kultur in der Oberlausitz. Die sichert den Nachlass von Künstlern der Region. Iris Brankatschk freut sich. Auch ihre Bilder, die sie gerade in einer Ausstellung in der Galerie Budissin in Bautzen zeigt, stoßen auf Interesse. Zumindest eins ist schon für den Kauf reserviert. So kann es weitergehen. Gerade bereitet sie die nächste Schau im Schloss in Hainewalde bei Zittau vor.

Zu ihrem Atelier geht es bis unter das Dach. Iris Brankatschk lebt in einer ehemaligen Wassermühle. Davor liegt ein alter Mahlstein. An der Hauskante entlang fließt die kleine Spree. Der Weg nach oben führt über eine Holztreppe. Dann öffnet die Künstlerin ihr Atelier: eine Staffelei, ein großer Arbeitstisch, Pinsel in allen Größen und unzählige Farbtuben. Auch ein Sofa steht hier. Darüber hängt ein großes Bild: eine Landschaft, abstrakt und geheimnisvoll. Das Bild heißt „Teufelsgraben“, sagt die Malerin. Der Sage nach saß der Teufel auf einem Stein und streckte seine Füße über Pließkowitz aus bis zum Teufelsgraben. Der liegt nicht weit von ihrem Haus entfernt.

Iris Brankatschk liebt die Natur. Sie ist in Bautzen aufgewachsen, ihre Eltern hatten einen Garten. beide Großeltern kommen vom Dorf. Das spiegelt sich in ihren Werken wider. In der Galerie Budissin zeigt sie unter dem Titel „Schauplatz“ Malerei. Ein Feld, ein abgestorbener Baum, Gestrüpp, eine Scheune mit aufgeschreckten Vögeln und ein verlassener Raum sind zu sehen. Auch das mag Iris Brankatschk, in alten Häusern zu stöbern. In Bautzen ist sie in verlassene Bauten „reingekrochen“, wie sie sagt, und hat gezeichnet.

Sie nimmt auch gern mal etwas Altes mit und zeigt es in einer Ausstellung. Wie im vergangenen Jahr im „Bautzener Herbstsalon“, als sie zu ihren Bildern ein Fundstück hängte, ein Warnschild mit tschechischer Schrift. Das passte irgendwie gut an die kahle Wand des unsanierten Hauses.

Die Künstlerin erzählt auch, was sie sich bei ihren Bildern gedacht hat. Das macht sie gleich sympathisch. Sie lächelt viel. Und es ist auch gar nicht schlimm, wenn sich jemand etwas ganz anderes bei einem Werk von ihr denkt. Ihre Bilder sind gut geeignet für Geschichten. Das Boot zum Beispiel, das in der Galerie Budissin hängt, ein alter Fischerkahn, der einiges erlebt hat.

Schöne Räume im Schloss

Wenn nun in der Galerie ein Bild so schön am anderen hängt, ist das nicht unbedingt ein leichtes Spiel für die Künstlerin gewesen. Mancher glaubt gar nicht, wieviel Arbeit in einer Ausstellung steckt, sagt sie. Gerade ist sie mit dem Schloss in Hainewalde beschäftigt. Da kommt sie aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: „Das ist eine wunderbare Anlage“. Vor allem die ehemaligen Terrassengärten begeistern sie. Vier Räume im Schloss hat sie bekommen. Deswegen heißt die Schau auch „4chambres“ mit dem französischen Wort für Räume. Französisch sei ja die Sprache der Adligen gewesen, sagt sie. Die Künstlerin hat alle Räume fotografiert und in ihrem Atelier ein Modell gebaut. So kann sie sehen, wie ihre Werke hineinpassen. Pflanzenbilder will sie zum Beispiel ausstellen, auch den Teufelsgraben.

Ihre Kunst kommt an, auch beim Domowina Verlag in Bautzen. Mit dem arbeitet Iris Brankatschk regelmäßig zusammen. Es folgt ein Buch mit Texten der Bautzener Dichterin Roza Domascyna, das sie mit Zeichnungen gestaltet. Auch solche Arbeiten liebt Iris Brankatschk. Sie hat an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert.

Die nächsten Ausstellungen stehen schon fest: im Sommer noch eine Gemeinschaftsschau in der Galerie Klinger in Liegau-Augustusbad bei Radeberg, am Jahresende eine mit weiteren Künstlern in der Galerie Budissin unter dem Titel „Was man schwarz auf weiß besitzt“. Für das nächste Jahr hat sie schon eine Schau in der Galerie Kunstlade in Zittau vereinbart. Ob sie noch einen Traum hat? Iris Brankatschk überlegt kurz und sagt: „Na, ich will schon weitermalen.“

Quelle: SZ-Online vom 13.06.2012

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