Schafschwemme

Als Schafschwemme bezeichnete man im 19. Jahrhundert die Praxis Schafe mehrfach Flüsse oder Teichen durchschwimmen zu lassen um deren Wolle zu reinigen.

Originaltext Schafschwemme zur Erklärung

Die gewöhnlichen Schafschwemmen sind die, wo man in einem Flusse oder Teiche einen circa 20 Fuß ca. 6m breiten Durchgang, vermittelst eingerammter Pfähle und daran bestigter Stangen anbringt, und diesen Durchgang oder Treibe von den Schafen mehreremale durchschwimmen läßt. Die Länge einer solche, im Wasser begrenzten Schwemme, richtet sich meistens nach der Breite der Wasserfläche; bei ganz großen Breiten hingegen, wo es den Schafen zu weit sein würde durchzuschwimmen, sucht man die Schwemme an eine Ecke oder einen Rand des Wasser so anzubringen, daß dieselbe eine Länge von circa 80 bis 100 Fuß ca. 30m erhält, welche sich, wenn keine andere Gelegenheit dazu vorhanden, vermittelst einer der Schwemme zu gebenden Krümmung am Ufer hin meistens recht gut anbringen läßt. Die Schwemme wird nämlich so angebracht, daß sowohl der Eingang oder Einsprung als auch der Ausgang derselben an einem und demselben Ufer stattfindet. Der Eingang in die Schwemme kommt, wenn es in einem Flusse ist, Strom abwärts, damit die Schafe der Strömung eentgegenschwimmen müssen, auch muß dieser Eingang circa 4 Fuß über der Wasserfläche erhöht sein, damit wenn die Schafe von demselben ins Wasser springen, sie tiefer in dasselbe stürzen und ihre Wolle auch auf dem Rücken Wasser erhält, weil sie sonst durchschwimmen würden, ohne sich den Rücken naß zu machen, auch lassen sich die Schafe ohnen einen solchen erhöhten Einsprung nicht ins Wasser treiben. Am Einsprunge muß das Wasser eine Tiefe von circa 4 Fuß haben, damit die Schafe beim hineinstürzen nicht mit den Köpfen auf den Grund stoßen, wogegen der Ausgang der Schwemme ganz seit sein muß, damit die mit Wasser schwer beladenen Schafe leicht herauskommen können.
Hat eine dergleichen Schwemme einen starken Ab- und Zufluß, oder doch hinlängliches Wasser, keinen schlammigen Grund, und ist sie gut angelegt, so daß kein Schaf verunglücken kann, dann entspricht sie ihrem Zwecke vollkommen, indem vermittelst derselben die Wolle auf den Schafen wenigstens so rein gewaschen werden kann, als es bisher der Wollhandel verlangte.

Das gewöhnliche Verfahren bei dieser Schwemmwäsche ist, daß die Schafe am Tage vor der reinen Wäsche kurz vor Abend eingeweicht, das heißt, zwei- bis dreimal durchs Wasser geschwemmt, und nachdem sich solche des Wassers etwas entledigt haben, in ihre Stallung gelassen werden. Am nächsten Tage wird die reine Wäsche oder Schwemme, wo möglich schon am frühen Morgen vollzogen, damit der Schmutz in der Wolle nicht antrocknet und die Schafe am Tage größtentheils noch abtrocknen können. Die Schafe werden vier- bis sechs- und mehreremale durchs Wasser geschwemmt, je nachdem es die zu erlangende reine Wäsche nöthig macht. Eine Hauptsache, sowohl bei dem Einweichen als bei der reinen Schwemme ist aber, daß die Schafe nur einzeln zum Einsprung ins Wasser gelassen werden, damit sie einzeln schwimmen, wobei das Wasser die Reinigung der Wolle weit besser bewirkt, als wenn dies mehrere auf einmal und an einander gedrängt thun. Ebenso ist es gut, wenn den Schafen von einem Schwemmen zum andern immer etwas Ruhe gelassen wird, wodurch sie wieder zu Kräften kommen, und auch der Schmutz in der Wolle besser erweichen und bei der nächsten Schwemme vom Wasser ausgewaschen werden kann.

Originaltext aus “Mittheilungen landwirthschaftlicher Erfahrungen, Ansichten und Grundsätze.Ein Handbuch für Landwirthe und Kameralisten.”, veröffentlicht 1837, Autor: Albrecht Block

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